Passend zum internationalen Frauentag (gestern) stellt die Rote Karotte heute eine Frau vor, die unermessliche Bedeutung hat – aber vergessen wurde. Diese Frau hat dem Göttervater Zeus die Welt geschenkt. Die Rede ist von Adrastreia.

Internationaler Frauentag

Gestern war internationaler Frauentag. Im Zuge dessen sollten wir uns vor Augen führen, was Udo Lindenberg so löblich in einen Songtext packte: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau!“ Diese Liedzeile stimmt – auch in Bezug auf den Göttervater Zeus. Aber ehe wir auf die Geschichte von Adrastreia und Zeus zu sprechen kommen, hier noch eine schöne Anekdote zur Veranschaulichung:

Diese Erzählung stammt von Michelle Obama:

Auf dem Weg zur Vereidung von Barack Obama zum Präsidenten der Vereinigten Staaten lässt Michelle den Fahrer plötzlich anhalten, steigt aus und spricht mit dem Tankwart. Die beiden unterhalten sich angeregt. Zum Abschied umarmt Michelle den Mann innig.

Als sie wieder ins Auto steigt, fragt Barack Obama: „Wer war denn das?“, und Michelle erzählt, dass der Mann ihr früherer Partner war. Hierauf sagt Barack Obama verschmitzt: Hättest du ihn geheiratet, wärst du jetzt Frau eines Tankwarts.“

Michelle erwidert: „Hätte ich ihn geheiratet, wäre er heute Präsident.“

Adrasteia

Aber kommen wir zum griechischen Mythos von Adrastreia. Adrasteia ist eine Bergnymphe, die in den Gipfel von Kreta lebt. Ihr Name besagt so viel wie „die Unausweichliche“. Adrasteia ist so standfest wie ein Berg. Vielleicht ist das der Grund, warum sie beauftragt wird, sich um ein ausgesetzte Baby zu kümmern. Das Kleinkind muss vor seinem Vater versteckt werden, um dem Tod zu entkommen.

Adrasteia nimmt sich dem Baby an und zieht es in der Diktäischen Höhle auf. Diese mythische Tropfsteinhöhle bietet Schutz für das verfolgte Kind. So kann es weit ab von seinem rachsüchtigen Vater zu einem Knaben heranwachsen.

Ich schenke dir die Welt

Als das Knabe alt genug ist, um seinem Vater die Stirn zu bieten, tritt seine Ziehmutter Adrastreia an ihn heran und macht ihm ein Geschenk: Eine σφαῖρα – sphaira. Dies ist eine Kugel, in der das Antlitz der Erde abgebildet wird. Die Kugel ist von Schalen umhüllt, auf denen die Planeten, Monde und Sonnen kreisen. (Daher stammt übrigens auch das deutsche Wort Sphäre).

Der Knabe nimmt die geschenkte Welt, befreit seine Geschwister, besiegt seinen Vater, und wird zum König der Götter. Denn dieser Knabe war Zeus.

Adrasteia machte ihn zum König, als er noch ein Knabe war und seinen Vater noch überlisten und den Krieg gegen die Titanen noch gewinnen musste. Durch sie fand Zeus die Kraft, sich seinem Vater gegenüber zu stellen, seine Geschwister zu befreien und tatsächlich Göttervater zu werden.