
Das Sternbild Herkules ist eines der größten am Sternhimmel. Aber die Sterne leuchten nur schwach und sind deshalb eher unauffällig. Überraschend: Obwohl Herkules eine Gestalt der griechischen Mythologie ist, kam der Name Herkules für das Sternbild erst später. Bei den Griechen hieß dieses Sternbild Engonasin: Der Kniende. Was hat das mit dem Helden zu tun – und wofür steht das Bild sonst noch?
Wer die Linien des Sternbildes nachzeichnen, erkennt einen knienden Mann – ein ungewöhnliche Pose für den griechischen Halbgott Herkules. Insofern ist es keine Überraschung, dass das Sternbild oft mit anderen mythologischen Gestalten assoziiert wurde. Zum Beispiel Prometheus, Theseus oder Orpheus. Alle drei sind männliche Heldengestalten, die auf ihren heroischen Pfaden viel Leid erfahren mussten – und in diese Tradition reiht auch Herkules sich ein. Vielleicht wurde sein Leidensweg als der schlimmste erachtet und deshalb hat sich sein Name für das Sternbild schließlich durchgesetzt
Wir kennen Herkules als strahlenden Helden (danke Disney!), der mit seinen unglaublichen Kräften 12 unmögliche Aufgaben meisterte. Aber in Wahrheit war er vor allem eine vom Schicksal geschlagene Person: Denn der Grund, warum er überhaupt 12 Aufgaben bewältigen musste ist, dass er vom Wahnsinn geplagt wurde. Immer wieder überfiel den Helden eine schizophrene Phase, in der er Freund und Feind nicht mehr voneinander unterscheiden konnte. In einer blinden Raserei tötete er seine geliebte Frau und seine drei kleinen Kinder. Als er wieder zu sich kam und seiner Gräueltat gewahr wurde, erlegte er sich Buße auf und schwor, 12 Aufgaben zu erfüllen.
Aber das war nicht genug. Herkules litt weiter unter seiner schrecklichen Tat – und wurde zugleich immer wieder vom Wahnsinn überfallen. In diesen Schüben tötete er immer wieder seine Freunde und erwachte dann, wie aus einem Albtraum, und musste erkennen, was für neuerliche Schreckenstaten er begangen hatte.
Schließlich fand Herkules erneut eine Liebe und glaubte sich endlich vom Schicksal befreit. Doch seine geliebte Frau wurde überlistet und legte ihm ein Gewand an, das vergiftet war. Herkules wurde von dem Gift befallen und litt unendliche Schmerzen. Doch er konnte nicht sterben. Also errichtete er sich selbst einen Scheiterhaufen und verbrannte sein menschliches Fleisch. Zeus – sein Vater – erhob ihn darauf in den Sternhimmel.
Wer die Geschichte des Helden kennt, wundert sich nicht, dass er am Sternenhimmel kniet: Er ist vom grausamen Schicksal in die Knie gezwungen worden.
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