Es geht ein Trend durch die USA: Weil sie frustriert von Trump und der frauenfeindlichen Politik sind, schwören Frauen der heterosexuellen Beziehung ab. Heute labeln wir das auf TikTok mit den Hashtags #boysober und #4B, aber ursprünglich geht es auf den Mythos der Lysistrata zurück.

Protestaktion gegen Trump

Eine neue Protestaktion geht um die Welt: Frauen, die frustriert sind von Trump und seiner sexistischen Politik, rasieren sich den Kopf und schwören allen Männern ab. Sie rufen das Ende von heterosexuellem Daten, Sex, Ehe und Kinder-Kriegen aus. Einerseits wird dieser Trend als #boysober gefeiert und beschwört eine neue Selbstschutz-Routine: Anstatt sich toxischen Frauenbildern unterzuordnen, konzentriert sich die Frau auf sich selbst. Andererseits ist dieser Trend politisch: Der Sexentzug soll die Männer abstrafen, weil sie ihren Teil des gesellschaftlichen Gerechtigkeitsvertrag nicht eingehalten haben: Anstatt das Recht auf den eigenen Körper zu schützen, wird es in Frage gestellt. Der Trend ist Ausdruck über Wut und Frustration vieler Frauen über diese Politik.

Mein Körper – Meine Wahl – Meine Macht

Influencerinnen aus den USA haben den Trend bekannt gemacht. Ursprünglich stammt er aber aus Südkorea. Dort lösten 2018 zahlreiche Femizide eine Protestwelle aus, aus der die radikale Gruppe der 4B hervorging. Das B steht für bi und bedeutet Verneinung. Es wird heterosexueller Sex, Beziehung, Hochzeit, und Kinder verneint.

2024 schwappte der Trend in den Western über, vor allem bekannt gemacht von Julia Fox. Im Mai 2024 erklärte die Schauspielerin, dass sie seit dem Urteil von Roe v Wade, in dem das grundsätzliche Recht auf Abtreibung in den USA gekippt wurde, enthaltsam lebt. Sie versuche damit, sich die Rechte an ihrem eigenen Körper zu erhalten. Das Urteil habe ihr diese Rechte genommen. Indem sie sich weigere, mit Männern zu schlafen und eine Schwangerschaft zu riskieren, enthebt sie sich der Enteignung ihres Körpers durch das Abtreibungsverbot. „Das ist mein Weg, wie ich mir diese Rechte zurückhole.“ Und weiter sagt sie, gewandt an alle Frauen: „wir haben die Macht“

Lysistrata

Dieser Machtgedanke spielt auch im Stück Lysistrata eine entscheidende Rolle. Die Komödie aus der Feder des skandalösen Aristophanes, wurde im antiken Griechenland uraufgeführt. Übersetzt bedeutet Lysistrata „die, die das Heer auflöst“. In der Komödie bezeichnet es die Frauen, die den Krieg zwischen Athen und Sparta durch ungewöhnliche Methoden beendeten: Damals wie heute sind Frauen und Kinder unschuldige Opfer des Krieges: Sie hungern, werden vergewaltigt und ermordet. Um dem Leid ein Ende zu setzen, schlossen die Frauen der beiden verfeindeten Städte einen Pakt: Sie verweigerten ihren Gatten den Sex, bis wieder Frieden herrsche. Dieser Liebesentzug führt schließlich zum Erfolg: Die Männer geben nach und ordneten sich der Vernunft ihrer Frauen unter.

Die Komödie von Aristophanes hat einen ernsten Kern: Der Dichter verweist auf die Leiden des Krieges und thematisiert Macht und Ohnmacht der Frau in unserer Gesellschaft – ähnlich wie heute.