
In Folge zwei der Mythos-Serie Kaos treten drei Klassiker der griechischen Mythologie auf: Die Geschwister Klotho, Lachesis und Atropos. Zusammen sind die drei die Moiren, die Schicksalsgöttinnen.
Die Moiren spinnen den Schicksalsfaden. In der Serie ist der Schicksalsfaden eine besondere Prophezeiung, die jeder zu seiner Geburt bekommt. Darin wird in orakelhafter Zweideutigkeit verheißen, wie das Leben sich entwickeln wird.
Klotho, die jüngste der drei Geschwister, spinnt den Lebensfaden. Lachesis bemisst die Länge des Lebensfadens. In Kaos wird sie von einem aufgedrehten Eddi Izzard gespielt. Der britische Stand-Up Comedian, der unter anderen aus Oceans 13 bekannt ist, stellt die ironisch-gleichgültige Grausamkeit der Schicksalsgöttin dar: Sie schert sich nicht darum, wer lebt oder stirbt. Ohne schlechtes Gewissen spinnt sie das Schicksal, das alle Protagonisten der Serie ins Verderben stürzt. Atropos schließlich ist die älteste Schwester, sie schneidet den Lebensfaden ab und ist damit Herrin über den Tod.

In der griechischen Mythologie gibt es keine einheitliche Erzählung darüber, woher die Moiren stammen oder was sie sind. Obwohl sie unsterblich sind und als Schicksalsgöttinnen bezeichnet werden, zählen sie nicht zu den Göttern. Offensichtlich sind sie auch keine Menschen. Die Moiren stehen für sich selbst, sie sind schlicht die Personifikation des Schicksals.
Sie haben mehr Macht als die Götter, denn auch deren Schicksalsfaden wird von ihnen gesponnen. In der Serie hat auch Zeus eine Prophezeiung – und fürchtet sich davor. Das erinnert an eine Passage aus der Illias von Homer, in der Zeus überlegt, sich gegen den Spruch der Moiren zu wehren und einen jungen Mann vor dem Tod zu retten. Doch sie warnen ihn:
Welch ein Wort, Kronion [Sohn des Krono = Zeus], du Schrecklicher! hast du geredet? Einen sterblichen Mann, längst ausersehn dem Verhängnis, Denkst du anitzt von des Tods graunvoller Gewalt zu erlösen? Tu’s! doch nimmer gefällt es dem Rat der anderen Götter! | αἰνότατε Κρονίδη ποῖον τὸν μῦθον ἔειπες. ἄνδρα θνητὸν ἐόντα πάλαι πεπρωμένον αἴσῃ ἂψ ἐθέλεις θανάτοιο δυσηχέος ἐξαναλῦσαι; ἔρδ’· ἀτὰρ οὔ τοι πάντες ἐπαινέομεν θεοὶ ἄλλοι. |
Zeus hat keine andere Wahl, als sich dem vorbestimmten Schicksal zu fügen. Das gilt im Heldenepos der Illias ebenso wie in der Netflix-Serie Kaos.
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