
Der Drache Ladon war kein Ungeheuer – sondern ein treuer Gefährte der Göttin Hera. Das mächtige Tier zeichnete sich nicht nur durch seine Kraft aus, sondern auch seine Gewissenhaftigkeit und Vielfältigkeit – deshalb wurde Ladon in den Himmel erhoben.
Das langgestreckte Sternbild schlängelt sich zu den Füßen von Herakles. Weil der Drache um den Polarstern kreist, ist er zu jeder Jahreszeit zu sehen.
Wo andere versagten…
Zu ihrer Hochzeit schenkte Zeus seiner Gattin Hera einen Zauberbaum. Dieser Baum trug jedes Jahr nur drei Äpfel. Aber es waren besondere Äpfel: Sie waren goldfarben und verliehen jedem, der davon aß ewige Jugend.
Damit die Früchte nicht in menschliche Hände gelangten, bewachten die Hesperiden den Baum. Die drei Schwestern konnten aber der Versuchung nicht widerstehen und naschten selbst von den göttlichen Früchten. Hera war stinksauer und verjagte die Wächterinnen. An ihrer statt bat sie den Drachen Ladon, den Zauberbaum zu bewachen.
100 Köpfe haben 100 Gedanken
Ladon war ein sanftmütiger Drache, der sein Leben an Heras Seite verbracht hatte. Er war unglaublich stark und schlau. Denn Ladon hatte 100 Köpfe – und jeder dieser Köpfe sprach eine andere Sprache, war angefüllt mit anderen Gedanken und Meinungen. Er vereinte in einem Körper ungeheuer viele Geister.
Ladon schwor, das Hochzeitsgeschenk seiner Freundin Hera zu verteidigen. Deshalb schlängelte er sich um den Stamm des Zauberbaums und bewachte ihn. Doch Ladon scheiterte: Herakles, der griechische Held, klaute einen Apfel. Wie ihm das gelang, darüber gibt es genauso viele Mythen wie Ladon Köpfe hatte…
Viele Wege zum Ziel
Es war die elfte Aufgabe des Herakles, einen goldenen Apfel des Zauberbaum zu stehlen. Manche sagen, Herakles hätte den Drachen getötet. Mit seinem göttlichen Bogen und seiner ungeheuren Kraft habe er alle hundert Köpfe abgeschossen und einmal mehr der Göttin Hera eins ausgewischt.
Andere meinen, Herakles habe sich mit Ladon verbündet. Er überzeugte den Drachen und erhielt den Apfel als Geschenk.
In einer dritten Version überlistete Herakles den Drachen mit Hilfe von Atlas: Herakles bot dem Titan Atlas an, ihn für einen Tag von seiner schweren Last zu befreien. Atlas trägt nämlich den Himmel auf seinen Schultern, damit er nicht auf die Erde fällt. Als Gegenleistung forderte Herakles ihn auf, ihm einen goldenen Apfel zu besorgen. Atlas nahm das Angebot an, überreichte Herakles die schwere Last und reiste zum Drachen Ladon. Die beiden unsterblichen Wesen tauschten sich freundschaftlich aus, und Ladon überließ Atlas einen Apfel – der Titan war ja schon unsterblich. Aber Atlas kehrte zu Herakles zurück und übergab ihm den goldenen Apfel.
Ladon wurde daraufhin von seiner Aufgabe entbunden. Was mit dem Zauberbaum geschah, ist nicht bekannt. Aber der Drache gelangte für seine Dienste in den Himmel, wo er sich heute noch zu den Füßen des Helden Herakles schlängelt.
Warum die Atlas die schwere Last wieder an sich genommen hat ist mir ein Rätsel. Ich wäre bei meinem neuen Drachenfreund geblieben.
Du hast recht! Tatsächlich fand Atlas gefallen an seiner neugewonnen Freiheit und wollte die Last nicht wieder Schultern. Aber Herakles trickste ihn aus:
Herakles tat so, als sei er einverstanden den Himmel zu tragen – aber er bat um ein Polster. Atlas sollte die Last ein letztes Mal tragen, während Herakles das Polster auf seine Schultern legte.
Atlas tat dem Helden den Gefallen, schulterte den Himmel – und guckte blöd aus der Wäsche, als sich Herakles vom Acker machte…