WILLKOMMEN IN DER WELT
DER ROTEN KAROTTE

Jeden Sonntag Abend findest Du hier einen neuen Beitrag.
Immer aktuell, immer relevant.
Die Rote Karotte ist ein Nachrichten-Blog – aber zugleich auch viel mehr:

Gegenwart wird mit griechischer Mythologie verknüpft.
Das ist manchmal absurd, manchmal ganz nah an unserem Leben und immer sagenhaft!
Der Blick zurück hilft dabei, die Gegenwart aus einer anderen Perspektive zu sehen und zu verstehen.

Beim Lesen erfährst Du spannende Hintergründe über das aktuelle Weltgeschehen und lernst ganz nebenbei ziemlich viel über die griechische Mythologie.
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Stöbern, Lesen und Lernen!

Lustvolle Musik

Es ist wieder so weit: Karneval! Teile Deutschlands feiern, singen, tanzen, verkleiden sich und leben das Leben so ausgelassen wie möglich – um vor der Fastenzeit noch einmal die Sau rauszulassen. Was dabei nicht fehlen darf ist: Musik! Deshalb stellt die Rote Karotte ein besonderes Musikinstrument vor, die Syrinx!

Das Leben der Nymphen

Es lebte einst die wunderschöne Nymphe Syrinx. Sie gehörte der Nymphengattung der Dyraden an. Dies sind Baumgeister, junge Frauen, die einst aus dem Holz einer Eiche hervorgegangen sind und niemals altern, niemals an ihrer Schönheit einbüßen. Sie sind stets eng verbunden mit dem Baum, aus dem heraus sie geboren sind. Geschieht dem Baum ein Schaden, so leidet auch die Nymphe – und umgekehrt.

Syrinx nun wandelte bereits hunderte von Jahren auf dieser Erde und die prächtige Eiche, der sie entstammte, streckte ihr weitgefächertes Blätterdach hoch in den Himmel. Die Eiche war das Ebenbild der Nymphe, so dass der prächtige Wuchs des Baumes sich in der Schönheit von Syrinx widerspiegelte. Sie waren eins, und nie konnte Syrinx sich zu weit von ihrer Eiche entfernen, denn das hätte ihrer beide Tode bedeutet.

Unschuld

Obwohl Syrinx wunderschön war, stand ihr kein Mann zur Seite. Denn sie hatte sich dem Kult der Artemis verschrieben und verschmähte das andere Geschlecht. Syrinx liebte nur die Natur. Sie pflegte die prächtige Eiche, alle Pflanzen und Lebewesen darunter und war sehr glücklich.

Bis eines Tages der Hirtengott Pan durch ihren Wald wanderte. Lustig musizierend und tanzend schlenderte der Gott, der den Oberkörper eines Menschen und die Beine eines Ziegenbocks hatte, durch den Wald. Seine Musik gefiel Syrinx, und anstatt sich zu verstecken, harrte sie aus und lauschte. Die Klänge kamen immer näher und Syrinx war wie gefesselt von den Klängen.

Schließlich brach der Gott durch das Geäst und erblickte zweierlei: Die prächtigste Eiche und zu ihren Füßen sitzend die schönste Nymphe, die er je gesehen hatte. Sofort entflammte in Pan eine brennende Liebe. Er unterbrach sein Spiel, breitete seine menschlichen Arme weit aus und galoppierte Syrinx auf seinen Ziegenhufen entgegen.

Erst dem abrupten Ende der Musik wurde sich Syrinx der Gefahr bewusst. Sie sah, wie Pan auf sie zu eilte und sah das lüsterne Feuer in seinen Augen brennen. Erschrocken sprang sie auf und floh.

Vergebliche Flucht

Doch – ach! – wohin sollte die Nymphe fliehen? Konnte sie sich doch nicht zu weit von ihrem Baum entfernen, ohne ihrer beide Tode zu riskieren. So eilte sie zu einem Bach, warf sich an dessen Ufer nieder und betete zu ihrer Schutzherrin Artemis, sie möge sie retten.

Doch Artemis hatte schon immer ein verdrehtes Verständnis von Rettung. Gerade, als Pan an die Böschung kam und der Nymphe gewahr wurde, verwandelte Artemis Syrinx in ein Schilfohr. Pan galoppierte auf sie zu, doch anstatt der holden Gestalt von Syrinx habhaft zu werden, fasste er nur noch ein schlankes Schilfrohr. Anstatt eines Kusses entfuhr ihm ein tiefer Seufzer, und dieser resonierte in dem Rohr und es erklang ein ergreifender Ton.

Die Syrinx

Pan schnitt daraufhin einige Schilfrohe ab, verband sie mit Wachs aneinander und baute so eine einzigartige Flöte, die er auf den Namen Syrinx taufte – nach seiner entkommenden Liebe.

Nicht weit entfernt im Walde, knickte zugleich die Krone einer prächtigen Eiche ab. Und keiner verstand, wieso dieser so gesunde Baum plötzlich zerbrach, obwohl kein Sturm ihn geknickt und kein Blitz ihn getroffen hatte.

Nachhall

Die Geschichte von Pan und Syrinx fand viel Resonanz bis heute. 1913 schrieb der Komponist Claude Debussy ein Solostück für die Querflöte und taufte es auf den Namen Syrinx. Carl Nielsen komponierte eine ganze Oper unter dem Titel Pan und Syrix.

Außerdem zeichneten zahlreiche Künstler das Drama nach, zum Beispiel Nicolas Pussin oder Peter Paul Rubens. Sogar ein Asteroid wurde nach der Nymphe benannt!

1 Kommentar

  1. Woernski

    Zauberhafte Geschichte und eine reizende Zeichnung von der Eiche

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2025 Rote Karotte

Theme von Anders NorénHoch ↑