
Es ist wieder so weit: Karneval! Teile Deutschlands feiern, singen, tanzen, verkleiden sich und leben das Leben so ausgelassen wie möglich – um vor der Fastenzeit noch einmal die Sau rauszulassen. Was dabei nicht fehlen darf ist: Musik! Deshalb stellt die Rote Karotte ein besonderes Musikinstrument vor, die Syrinx!
Das Leben der Nymphen
Es lebte einst die wunderschöne Nymphe Syrinx. Sie gehörte der Nymphengattung der Dyraden an. Dies sind Baumgeister, junge Frauen, die einst aus dem Holz einer Eiche hervorgegangen sind und niemals altern, niemals an ihrer Schönheit einbüßen. Sie sind stets eng verbunden mit dem Baum, aus dem heraus sie geboren sind. Geschieht dem Baum ein Schaden, so leidet auch die Nymphe – und umgekehrt.
Syrinx nun wandelte bereits hunderte von Jahren auf dieser Erde und die prächtige Eiche, der sie entstammte, streckte ihr weitgefächertes Blätterdach hoch in den Himmel. Die Eiche war das Ebenbild der Nymphe, so dass der prächtige Wuchs des Baumes sich in der Schönheit von Syrinx widerspiegelte. Sie waren eins, und nie konnte Syrinx sich zu weit von ihrer Eiche entfernen, denn das hätte ihrer beide Tode bedeutet.
Unschuld
Obwohl Syrinx wunderschön war, stand ihr kein Mann zur Seite. Denn sie hatte sich dem Kult der Artemis verschrieben und verschmähte das andere Geschlecht. Syrinx liebte nur die Natur. Sie pflegte die prächtige Eiche, alle Pflanzen und Lebewesen darunter und war sehr glücklich.
Bis eines Tages der Hirtengott Pan durch ihren Wald wanderte. Lustig musizierend und tanzend schlenderte der Gott, der den Oberkörper eines Menschen und die Beine eines Ziegenbocks hatte, durch den Wald. Seine Musik gefiel Syrinx, und anstatt sich zu verstecken, harrte sie aus und lauschte. Die Klänge kamen immer näher und Syrinx war wie gefesselt von den Klängen.

Schließlich brach der Gott durch das Geäst und erblickte zweierlei: Die prächtigste Eiche und zu ihren Füßen sitzend die schönste Nymphe, die er je gesehen hatte. Sofort entflammte in Pan eine brennende Liebe. Er unterbrach sein Spiel, breitete seine menschlichen Arme weit aus und galoppierte Syrinx auf seinen Ziegenhufen entgegen.
Erst dem abrupten Ende der Musik wurde sich Syrinx der Gefahr bewusst. Sie sah, wie Pan auf sie zu eilte und sah das lüsterne Feuer in seinen Augen brennen. Erschrocken sprang sie auf und floh.
Vergebliche Flucht
Doch – ach! – wohin sollte die Nymphe fliehen? Konnte sie sich doch nicht zu weit von ihrem Baum entfernen, ohne ihrer beide Tode zu riskieren. So eilte sie zu einem Bach, warf sich an dessen Ufer nieder und betete zu ihrer Schutzherrin Artemis, sie möge sie retten.
Doch Artemis hatte schon immer ein verdrehtes Verständnis von Rettung. Gerade, als Pan an die Böschung kam und der Nymphe gewahr wurde, verwandelte Artemis Syrinx in ein Schilfohr. Pan galoppierte auf sie zu, doch anstatt der holden Gestalt von Syrinx habhaft zu werden, fasste er nur noch ein schlankes Schilfrohr. Anstatt eines Kusses entfuhr ihm ein tiefer Seufzer, und dieser resonierte in dem Rohr und es erklang ein ergreifender Ton.
Die Syrinx
Pan schnitt daraufhin einige Schilfrohe ab, verband sie mit Wachs aneinander und baute so eine einzigartige Flöte, die er auf den Namen Syrinx taufte – nach seiner entkommenden Liebe.
Nicht weit entfernt im Walde, knickte zugleich die Krone einer prächtigen Eiche ab. Und keiner verstand, wieso dieser so gesunde Baum plötzlich zerbrach, obwohl kein Sturm ihn geknickt und kein Blitz ihn getroffen hatte.
Nachhall
Die Geschichte von Pan und Syrinx fand viel Resonanz bis heute. 1913 schrieb der Komponist Claude Debussy ein Solostück für die Querflöte und taufte es auf den Namen Syrinx. Carl Nielsen komponierte eine ganze Oper unter dem Titel Pan und Syrix.
Außerdem zeichneten zahlreiche Künstler das Drama nach, zum Beispiel Nicolas Pussin oder Peter Paul Rubens. Sogar ein Asteroid wurde nach der Nymphe benannt!
Zauberhafte Geschichte und eine reizende Zeichnung von der Eiche