
Prokrustes war einer der schrecklichsten Gestalten in der antiken Mythologie. Was er mit der AfD gemein hat, erfahrt ihr in diesem Blog-Artikel.
Auf dem Weg nach Athen
Als Kind kannte er weder seinen Vater, noch seinen Namen. Denn sein Vater hatte ihn und seine Mutter verlassen, als er noch nicht einmal geboren war. Doch er hinterließ dem ungeborenen Kind ein Schwert und ein paar Sandalen. Sie sollten ihm ein Zeichen sein, wer er wirklich war: Theseus, der rechtmäßige Thronfolger Athens.
Als Theseus von seinem Schicksal erfuhr, nahm er Schwert und Sandalen an sich und machte sich auf den weiten Weg nach Athen, um endlich seinen Vater kennen zu lernen.
Auf dem Weg begegnete der junge Mann allerlei Monster und Schurken. Er schlug sie nieder und bewies sich damit als König würdig, noch ehe er sein Königreich erreicht hatte. Doch als er kurz vorm Ziel war, beschloss Theseus sich auszuruhen, um am folgenden Tag mit der aufgehenden Sonne in Athen anzukommen.
Am Wegesrand stand ein schönes Haus und Theseus klopfte an die prächtige Holztür. Sie öffnete sich auch sofort und dahinter wartete ein großer Mann mit aschgrauem Bart und tiefsitzenden Augen. Der Mann stellte sich als Prokrustes vor, und als der erschöpfte Theseus um eine Unterkunft für die Nacht bat, musste er ihn einlassen – denn es galt das Gesetz der Gastfreundschaft.
Ein grausamer Gastgeber
Prokrustes hatte schon viele Gäste beherbergt. Sein Haus lag auf direktem Weg nach Athen und oft kamen Wanderer vorbei, die erschöpft von der langen Reise um Obhut baten. Prokrustes ließ sie eintreten, servierte ihnen Wein und Brot und gab sich freundlich.
Als sich die erschöpften Gäste schließlich niederlegen wollten, führte Prokrustes sie zu seinem eigenen Bett. Es war ein prächtiges Eisenbett, das Prokrustes nach seinen Maßen gefertigt hatte. Die Länge war genau auf ihn bemessen und als der Gast sich niederlegte, fiel schnell auf: Er war entweder zu groß oder zu klein für das Bett. Denn jeder Mensch ist einzigartig und keiner hat die gleichen Maße wie Prokrustes.

Doch Prokrustes war wahnsinnig. Der Gast, der nicht so war wie er, der nicht seine Maße teilte und nicht in sein Bett passte, den verstümmelte er. War sein Gast zu groß und hingen seine Füße aus dem Bett heraus, so hackte Prokrustes ihm die Füße ab, damit er ins Bett passe. War sein Gast zu klein und füllte das Bett nicht ganz aus, so zerschmetterte Prokrustes ihm die Gelenke und zog sie so lang, bis sie das Bett ausfüllten.
Wer nicht ins Bett passte, der war falsch. Ein Fremder, der wortwörtlich zurechtgeschnitten werden musste. Auf schrecklichste Art und Weise passte Prokrustes den Körper des Fremden an die Maße des Eisenbettest an. Unabhängig davon, ob sein Opfer zu groß oder zu klein war: Wer nicht seinen Vorstellungen entsprach, der wurde gequält und verstümmelt.
Aufstehen gegen Fremdenhass
Das menschenverachtende Bild von Prokrustes ähnelt dem der AfD: Wer nicht die „passenden“ Maße hat, der ist nicht willkommen und soll vertrieben werden. Wobei „passend“ hier einfach bedeutet: Anders. Gegen diesen schrecklichen Fremdenhass gingen am Wochenende zehntausende Menschen deutschlandweit auf die Straße und protestierten.
Schließlich öffenete Prokrustes seine Tür für den Königssohn Theseus. Er bewirtete ihn mit Brot und Wein und als der junge Mann von königlichem Blut sich in das Bett legte, war klar: Auch er passt nicht. Prokrustes holte aus, doch Theseus wurde sich der Gefahr bewusst. Er sprang aus dem verfluchten Bett und rang Prokrustes nieder. Er besiegte ihn und reiste unbeschadet nach Athen.
Wir können nicht auf einen Helden wie Theseus hoffen, der das menschenverachtende Monster für uns erschlägt. Sondern wir müssen selbst, jeder einzelne und gemeinsam, aufstehen und gegen AfD und Fremdenhass demonstrieren.
Bravo!