
Kreta war eine aufblühende Insel, die unter dem Schutz von Göttervater Zeus stand. Um sie vor Angriffen zu schützen, stellte Zeus einen mächtigen Wächter ab: Talos.
Im Feuer erschaffen
Talos wurde aus Hammerschlägen erschaffen. In glühender Hitze schmiedete Hephaistos die riesenhaften Kreatur. Er formte Kupfer zu einem Körper, und gab ihm mit eisernen Schlägen eine Gestalt. Schließlich, als das Werk fast vollbracht war, füllte er einen Kanal im kupfernen Körper, der von Kopf bis zur Ferse führte, mit frischem Blut. So hauchte er der Gestalt Leben ein. Damit das Blut nicht entweichen konnte, schlug Hephaistos einen Nagel in die Ferse, der den Blutkanal verstopfte.
Erschaffen war Talos, der erste Roboter der Antike.
Der mythische Wächter von Kreta
Der Kupferriesen bewachte Kreta. Drei Mal am Tag umrundete er die Insel und hielt Ausschau nach Angreifern (Zum Vergleich: Der Fernwanderweg E4 quer durch Kreta ist ca. 500 Kilometer lang). Wenn Talos ein feindliches Schiff erblickte, schleuderte er riesige Felsen danach. Entging ihm ein Schiff, so erhitzte sich der Riese, bis seine bronzene Rüstung glühend rot leuchtete. Dieses Schreckensbild jagte die meisten in die Flucht. Wer töricht genug war, sich dennoch zu nähern, den umfing der glühend-heiße Riese mit einer Umarmung. So verbrannte er die Schiffe und tötete all jene, die es gewagt hatten, Kreta angreifen zu wollen.
Das Streben nach mehr
Die Rote Karotte begegnete Talos nicht: Der bronzene Riese ist schon seit tausenden Jahren tot. Zerstört durch eine grausame List der Medea.
Als die Zauberin gemeinsam mit den Argonauten in Kreta anlegen wollte, ging sie zunächst allein an Land. Talos wurde ihr gewahr und wollte sie verjagen, doch Medea becircte ihn. Der Roboter hielt inne. Was war es, dass er da in seinem Kupferkörper spürte? Konnte es Liebe sein? Vorsichtig näherte er sich Medea, die schüchtern ihre Augen aufschlug. Listig sprach sie den Roboter an und versprach ihm das, was er am allermeisten begehrte: Mensch sein.
Der Roboter war wie verzaubert und vergaß alle Vorsichtsmaßnahmen. Als Medea ihn aufforderte, ihr seine Ferse zu reichen, tat er es. Wie geblendet war er von der Hoffnung, endlich einen Körper aus Fleisch und Blut zu bekommen! Doch die trügerische Medea hatte anderes im Sinn. Mit einer schnellen Bewegung und überirdischer Gewalt zog sie den Nagel aus Talos Fuß. Der Nagel, wie sie wusste, hielt das Blut in seinem Körper. Erst als Talos spürte, wie ihm sein Lebensfaden zerrann, wurde er der List gewahr. Das Blut, das seinen bronzenen Körper mit Leben gefüllt hatte, lief heraus. Mit einem gebrochenem Herzen brach der Kupfer-Riese zusammen – nichts weiter mehr als ein lebloser Haufen Blech.
Infobox
Kreta erlebte zur minoischen Zeit herausragende wirtschaftliche und technische Erfolge. Der Mythos des Talos ist ein Sinnbild dessen: Er steht für die beeindruckenden technischen Fähigkeiten der Inselbewohner.
Andere wiederum sehen in dem glühenden Riesen ein Sinnbild für den Vulkan Thera. Wie der Riese, konnte der Vulkan glühen, schnauben, verbrennen und zerstören. Allerdings wendete der Vulkan sich nicht nur gegen die Feinde Kretas, sondern auch gegen die Bevölkerung selbst: Sein Ausbruch soll das Ende der minoischen Kultur eingeläutet haben.
Mir cc tut der arme Talos wirklich leid…eine traurige Geschichte….