WILLKOMMEN IN DER WELT
DER ROTEN KAROTTE

Jeden Sonntag Abend findest Du hier einen neuen Beitrag.
Immer aktuell, immer relevant.
Die Rote Karotte ist ein Nachrichten-Blog – aber zugleich auch viel mehr:

Gegenwart wird mit griechischer Mythologie verknüpft.
Das ist manchmal absurd, manchmal ganz nah an unserem Leben und immer sagenhaft!
Der Blick zurück hilft dabei, die Gegenwart aus einer anderen Perspektive zu sehen und zu verstehen.

Beim Lesen erfährst Du spannende Hintergründe über das aktuelle Weltgeschehen und lernst ganz nebenbei ziemlich viel über die griechische Mythologie.
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Stöbern, Lesen und Lernen!

Der traurige Schnee

Der erste Schnee ist gefallen und hüllt Teile Deutschlands in Winterschlaf. Letzte Woche legte er Hessen lahm, diese Woche hat es Bayern erwischt.
Auch im antiken Griechenland gab es bisweilen Schnee, und natürlich eine göttliche Personifikation: Chione. Die schöne Frau kommt vom Norden zu uns herüber geweht und ihre Flocken sind in Wahrheit Tränen, vergossen über den Tod ihrer verstorbenen Brüder und Schwestern.

Vom Winde verweht

Es war ein kühler Frühlingsmorgen, als die Nymphe Oreithyia geraubt wurde.

Sie tanzte am Flussufer zu den Klängen des plätschernden Wassers, als sich der Himmel plötzlich zuzog. Die Wolken sanken ungewöhnlich tief und umhüllten sie vollständig. Oreirhyia konnte nichts mehr sehen. Da spürte sie, wie ein kräftiger Windstoß sie packte, hochhob und forttrug.

Es war Boras, der Nordwind, der die schöne Nymphe erfasste und forttrug. Er entführte sie weit in den Norden, in ein Land, das für Menschen unerreichbar war. Hier gestand er ihr seine Liebe und heiratete sie. Das Paar lebte glücklich zusammen und Oreithyia gebar vier Kinder.

Die toten Kinder

Die zwei erstgeborenen Söhne wurden vom Schicksalsstrudel der Argonauten fortgerissen und starben einen schnellen Tod. Obwohl ihr Vater ihnen Flügel geschenkt hatte, gingen sie an ihrem Übermut zugrunde und stürzten in den Abgrund.

Ihre Tochter Kleopatra wiederum starb durch eigene Hand, nach einem tragischen Leben. Ihr Vater hatte ihr eine behütete Kindheit geschenkt. Kleopatra wuchs jenseits der Weltgeschicke auf einer Insel auf, die so stark von Winden umweht war, dass kein Schiff sie erreichen konnte. Erst als sie zu einer jungen Frau herangewachsen war, entließ ihr Vater sie und vermählte sie an einen König.

Doch ihr Mann war grausam und verstieß Kleopatra, nachdem sie ihm zwei Söhne geboren hatte. Sie ging ins Exil und lebte dort in Einsamkeit. Als sie die Nachricht erreichte, dass ihre Söhne vom eigenen Vater ausgepeitscht und geblendet worden waren, nahm sie sich das Leben.

Der Schnee

Das vierte und jüngste Kind war Chione. Ein schönes Mädchen, so zart und einzigartig wie eine Schneeflocke. Sie war das Lieblingskind des Nordwindes. Er nahm sie mit auf seine Reisen und beschützte sie so vor dem Wankelmut der Menschen.

So überlebte Chione als einziges der vier Kinder und beschert uns bis heute den winterlichen Gruß ihres Vaters, dem Nordwind: Sie ist der Schnee.


1 Kommentar

  1. woernski

    Ja…wirklich: Chione hat sich selbst in Berlin “niedergelassen “ und die Stadt mit einem weißen Kleid überzogen.

    Ein schöne, wenn auch traurige Geschichte. Es gibt übrigens immer noch in Griechenland einen (von Seglern) gefürchteten Fallwind, der aus dem Norden über der Berge kommend auf das Mittelmeer bläst : Bora

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