
Im politischen Tagesgeschäft wird oft gelogen. Jüngstes Beispiel: Hubert Aiwanger.
Was es mit Lügen auf sich hat, warum sie hinken und was sie von der Wahrheit unterscheidet, weiß die griechische Mythologie.
Politische Lüge – ein Beispiel
Es ist das Thema der Woche: Der bayrische Vizepräsident und Vorsitzende der Freien Wähler Hubert Aiwanger hat zu Schulzeiten ein antisemitisches Flugblatt im Ranzen gehabt. Nach und nach kommen weitere Vorwürfe über seine Vergangenheit zum Vorschein: Hitlergrüße und Naziwitze, rechte Gesinnung und Holocaust-Verharmlosung.
Heute geht es nicht um die Frage, ob Antisemitismus verjährt und ob man Naziwitze als Jugendsünde abtun darf. Heute geht es um die Lüge in der Politik: Denn als die Süddeutsche Zeitung Aiwanger mit dem Vorwurf konfrontierte, dementierte er. Erst neun Tage später gab er zu, dass der Vorwurf stimmt. Er hat also gelogen.
Lügen ist politisches Tagesgeschäft und Aiwanger ist nur ein Beispiel von vielen. Aber woher kommt die Lüge eigentlich?
Prometheus und die Wahrheit
Wir kennen Prometheus als Gott, der uns das Feuer schenkte und dafür von Zeus bestraft wurde. Aber der gutmütige Schmied hat noch andere Werke auf der Welt hinterlassen. Unter anderem Wahrheit und Lüge. Und das kam so:
Prometheus formte aus Ton eine Statue. Er setzte all sein handwerkliches Geschick dafür ein und formte eine Figur, die das Verhalten der Menschen für immer verändern sollte – zum Besseren. Prometheus formte Alatheia, die Wahrheit.
Er war tief versunken in seine Arbeit, als ein Bote in die Werkstatt stürmte: „Zeus verlangt nach Dir!“, rief der Bote aus. Prometheus ließ sein Werkzeug fallen und eilte sofort zum Göttervater in den Olymp.
Währenddessen blieb Dolos, ein Lehrling des Prometheus, allein in der Werkstatt zurück. Dolos, der Gott der Täuschung, nahm den verbliebenden Ton und begann, eine Statue nach dem Vorbild seines Meisters zu bauen. Sie wurde täuschend echt und sah fast genauso aus wie Alatheia. Aber Dolos hatte nicht genug Ton übrig, um sein Werk zu vervollständigen. Deshalb fehlte der Figur ein Bein.
Als Prometheues zurückkehrte in seine Werkstatt, war er beeindruckt von der Figur seines Lehrlings und stellte beide Statuen in den Brennofen. Als der Ton gebrannt und ausgehärtet war, erweckte Prometheus die Figuren zum Leben.

Die erste Figur, Alatheia, bewegte sich sicher und stetig auf ihren zwei Beinen. Die zweite, unfertige Figur aber, Pseudea, hatte einen wackligen Stand. Und deshalb obsiegt die Wahrheit auch immer über die Lüge. Die humpelnde Pseudea wird immer von ihrer Schwester Alatheia eingeholt.
Schreibe einen Kommentar