
Der Tod des Minotaurus ist genauso tragisch wie sein ganzes Leben. Er stirbt durch die Hand eines Helden. Aber Theseus gelingt der Mord nur deshalb, weil Ariadne ihm dabei hilft. Die Schwester des Minotaurus also, die einst um sein Leben flehte, ist es, die seinen Tod herbeiführte.
Opferritus
Der Opferritus von Minos ging 27 Jahre lang seinen erprobten gang: Alle neun Jahre schickten die Athener sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen nach Kreta, um dort vom Minotaurus verspeist zu werden.
Nach 27 Jahren aber war unter den auserwählten Männern einer dabei, der sich nicht damit abfand, zur Schlachtbank geführt zu werden: Theseus, der Prinzensohn, hatte sich freiwillig gemeldet und plante, den Minotaurus zu töten und so der schrecklichen Tradition ein Ende zu bereiten.
Liebe auf den ersten Blick
Mit großem Pompei kamen die 14 jungen Menschen in Kreta an. Sie wurden gefeiert, gereinigt und für die Schlachtbank vorbereitet. Ariadne, der Königstochter, fiel dabei eine wichtige Rolle zu: Sie grüßte die Menschenopfer und salbte sie.
Als Ariadne den jungen Theseus erblickte, war es um sie geschehen: Theseus war ein prächtiger junger Mann, mit stolzem Blick und selbstbewusstem Auftreten. Obwohl zum Verderben verdammt, beugte er sich nicht nieder. Ariadne verliebte sich unsterblich in ihn und beschloss, sein Leben zu retten.
Heimlich trafen sich Theseus und Ariadne und schmiedeten einen Plan, den Minotaurus zu ermorden. Ariadne übergab Theseus ein magisches Schwer, das scharf genug war, um den dicken Stierhals zu durchtrennen. Und sie gab ihm einen langen Faden. Theseus sollte ihn aufwickeln, wenn er das Labyrinth betritt. Nachdem er den Minotaurus erschlagen hatte, konnte er dem aufgewickelten Faden folgen und seinen Weg zurück in die Freiheit finden.
Tragische Liebe
Ihr Plan ging auf. Theseus erschlug den Minotaurus und fand mit Hilfe von Ariadnes Faden aus dem Labyrinth heraus. Das Liebespaar floh von der Insel Kreta.
Doch Theseus wurde seiner Geliebten schnell überdrüssig. Auf dem Heimweg nach Athen setzte er Ariadne kurzerhand auf Naxos aus. Hier lernte sie den Gott des Weines kennen und wurde zu seiner Frau.

Theseus selbst kehrte siegreich nach Athen zurück – der Opferritus war beendet! Aber als der Jüngling auf Athen zusteuerte, vergaß er eine Kleinigkeit: Theseus Schiff war mit schwarzen Segeln aufgebrochen. Mit seinem Vater hatte Theseus vereinbart, die Segel gegen weißen Stoff auszutauschen, sollte er siegreich sein. Aber Theseus vergaß, die Segel auszutauschen. Als sein Vater von weitem die schwarzen Segel über dem glitzernden Meer dahingleiten sah, nahm er an, dass sein Sohn gescheitert und gestorben sei. Er stürzte sich deshalb in die Fluten und nahm sich das Leben.
Infobox
Der Mythos lebt vielseitig bis heute fort: Die Insel Naxos ist bekannt für ihren guten Wein. Der Ariadnefaden ist heute ein geflügeltes Wort. Und das Meer, in das sich Theseus Vater stürzte, ist nach ihm benannt: Es war König Aegeus, der hier aus Trauer um seinen Sohn ertrank. Und seitdem heißt es Ägäisches Meer.
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