
Der Minotaurus war ein schreckliches Ungeheuer, der nicht nur das Familienglück des König Minos störte, sondern auch einen politischen Rattenschwanz hatte.
Das Labyrinth
Minos, der erste König Kretas, konnte den Anblick des Minotaurus nicht ertragen. Zu sehr erinnerte ihn das Ungeheuer an den Betrug seiner Frau. Dass Parisphae sich in einen Stier verliebte und sich von ihm schwängern ließ, weil Minos eine göttliche Schuld auf sich geladen hatte, ließ er freilich unbeachtet.
Minos wollte den Minotaurus töten lassen (So, wie er auch seine Frau ermorden ließ). Aber seine gutherzige Tochter Ariadne flehte um das Leben des Ungeheuers. Sie sah im Minotaurus nicht nur ein Monstrum, sondern auch ihren Halbbruder, ein vom Schicksal geschlagenen Jungen.
Der König erbarmte sich und ließ stattdessen ein Labyrinth von unserem Lieblingserfinder Daedalus bauen – das Labyrinth des Minotaurus. Hier wurde das Ungeheuer ausgesetzt.

Der weiße Stier
Der leibliche Vater des Minotaurus, der weiße Stier, wurde währenddessen wahnsinnig. Das prächtige Opfertier brach aus seinem Gehege aus, galoppierte wild über die Felder und verwüstete ganz Kreta.
Es wurde ein Preis für den Kopf des Tieres ausgeschrieben. Viele junge Männer machten sich auf die Jagd, aber keiner war stark genug, um das Tier zu erlegen.
Auch Androgeos, Minos Sohn, begab sich auf die Suche nach dem Stier. Aber Andogeos war ein ungeschickter und verwöhnter Prinz. Bei dem Versuch, den Stier zu töten, kam er selbst ums Leben. Als Minos vom Tod seines einzigen Sohnes erfuhr, war er außer sich vor Wut und beschuldigte die Athener: Sie hätten den Jüngling aufgestachelt, sich auf die gefährliche Jagd zu machen.

Rachefeldzug
Rasend vor Wut brach der mächtige König zu einem Rachefeldzug gegen Athen auf. Minos war reich, hatte eine starke Flotte und ein gut ausgebildetes Heer. Vor allem aber: Er war der Sohn Zeus und sein Götterpapa stand ihm im Feldzug gegen die Athener zur Seite. So konnte Minos das Handelsvolk besiegen.
Regieren wollte er es allerdings nicht: Zu viel zu tun auf Kreta. Stattdessen erlegte Minos den Athenern eine Strafe auf, die sie fortan an ihre bittere Niederlage erinnern sollte: Alle neun Jahre mussten die Athener sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen schicken, die im Labyrinth des Minotaurus ausgesetzt wurden. Dort starben die Kinder auf grausame Art und Weise.
Infobox
Auf Kreta finden sich abseits vom Tourismus noch Hinweise auf ein urzeitliches Labyrinth: In der Nähe von Gortyn liegt ein Steinbruch, der mit seinen verästelten Gängen stark an ein Labyrinth erinnert. Archäologen fanden hier Hinweise auf einen Kult des Minotaurus. Aber auch: Munition aus dem zweiten Weltkrieg. Deshalb ist der Steinbruch für Touristen bis heute gesperrt.
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