
Asklepios wurde als Gott der Heilkunst verehrt. In der antiken Stadt Lissos auf Kreta findet man Ruinen eines Jahrtausende alten Asklepios-Tempels. Lissos ist nur zu Fuß erreichbar, nach einer kleinen Wanderung von dem Küstendorf Sougia aus. Neben der Tempelruinen gibt es weitere spannende Überreste der einst florierenden Stadt.
Warum Raben schwarz sind
Um die Geburt des Asklepios ranken sich viele Mythen. An dieser Stelle geben wir die Variante von Hesiod wieder: Sohn von dem Heiler-Gott Apollon und der sterblichen Koronis
Asklepios Mutter war eigentlich mit dem Gott Apollon liiert und erwartete sogar ein Kind von ihm. Aber die Prinzessin verliebte sich in einen anderen Mann und entschloss sich, den Gott zu betrügen und ihrem Herzen zu folgen. Sie heiratete den Sterblichen, aber die Zeremonie wurde von einem weißen Raben beobachtet (damals waren alle Raben noch weiß)
Der Rabe eilte zum Gott und berichtete von dem Betrug erzählt, worauf Apollon vor Neid erblasste. Er verfluchte den Raben, der ihn die schreckliche Nachricht überbracht hatte, und seither sind alle Raben schwarz.
Der verletzte Apollon suchte derweil Trost bei seiner Zwillingsschwester Artemis. Die Göttin der Jagd war sehr züchtig und noch erzürnter über den Betrug als ihr Bruder. Artemis schulterte ihren Köcher, ergriff ihren Bogen und besuchte die Hochzeit der Prinzessin. Hier spannte die erboste Göttin ihren Bogen und schoss blitzschnell einen Pfeil nach dem anderen ab. Sie erschoss alle Gäste, den Ehegatten und die schwangere Prinzessin.
Ein rabenschwarzer Tag, sozusagen.
Den Flammen entkommen
Apollon derweil wurde von Reue gepackt und wollte seine Prinzessin umstimmen – aber er kam zu spät. Seine Geliebte war verblutet und auch der heilbegabte Gott konnte nichts mehr für sie tun. Er errichtete darauf einen Scheiterhaufen und bettete den leblosen Körper darauf. Aber im Körper der Prinzessin lebte noch sein Kind! Nichtsahnend entzündete Apollon das Feuer und beinahe wäre es zu spät gewesen, da eilte der Götterbote Hermes herbei und schnitt das Kind aus dem Leib der toten Prinzessin. Hermes enthob das Kind den Flammen und übergab es dem trauernden Vater.
Apollon nahm das weinende Kind an sich, dass so knapp dem Tod entronnen ist, taufte es auf den Namen Asklepios und gab es zu dem Zentauren Cheiron in die Lehre. Hier wurde aus Asklepios ein herausragender Heiler.


Gott oder Mensch
Asklepios wurde als Gott verehrt, aber auch als Mensch mit herausragenden Fähigkeiten beschrieben. Auf jeden Fall gibt es viele Tempel, die zu seinen Ehren errichtet worden sind, zum Beispiel in Lissos, ca. eine Wanderstunde von Sougia entfernt.
Den Tempeln selbst wird im antiken Griechenland eine heilende Wirkung nachgesagt: Wer sich niederlegt und einschläft, dem begegnet Asklepios im Traum. Der Arzt gibt dann Rat und verschreibt die heilende Medizin.
Wer möchte, kann in der antiken Stadt Lissos einmal ausprobieren, was an dem Mythos dran ist und eine Nacht im Asklepios Tempel schlafen – es fehlt zwar ein Dach, aber das Mosaik auf dem Boden ist bis heute erhalten und sehr beeindruckend.


Gevatter Tod
Ein Indiz dafür, dass Asklepius ein Mensch war, ist seine Sterblichkeit: Als es dem Arzt nämlich gelang, einen Toten wiederzuerwecken und so dem Gott der Unterwelt Hades eine Seele zu entreißen, wurde stattdessen Asklepios mit dem Tod bestraft: Zeus schleuderte seinen Blitz auf den genialen Arzt und tötete ihn so.
Die Geschichte erinnert an das Grimmsche Märchen „Gevatter Tod“: Ein Heiler rettet zwei sterbenskranken Menschen das Leben, und wird daraufhin an ihrer statt vom Tod ergriffen.
Die Antike Stadt liegt zwischen Paleochora und Sougia an der Südküste der Insel. Man erreicht die Stadt nur zu Fuß, von Sougia aus wandert man ca. 1 Stunde, zuerst bergauf, dann wieder bergab ins Tal. Die Wanderung führt entlang der Steilküste und ist gut ausgeschildert – hier geht auch der Fernwanderweg E4 lang. (Im Sommer ist Lissos auch mit Wasser-Taxi zu erreichen)
Infobox Antike Stadt Lissos
In Lissos finden sich viele archäologische Fundstücke: Neben dem Asklepios-Tempel lässt sich ein restauriertes Theater bewundern und die Ruinen eines Badehauses. Außerdem kann man seine Wasserflaschen an der heiligen Quelle wieder auffüllen.
Quellen
Berend Wolffenbuttel und Toine van der Meijden. Entdecke Paleochora & Sougia zu Fuß. 2022.
Antikes Lissos auf der E4 Route von Sougia. Kreta Reiseführer. Abgerufen am 02.04.2023 von https://www.crete.pl/de/wykopaliska/antyczne-lissos-szlakiem-e4-z-sougia.html
Susanne Krueger. Ein Ausflugtipp: Die antike Stadt Lissos. Radio-Kreta. Abgerufen am 02.04.2023 von https://radio-kreta.de/ein-ausflugstipp-die-antike-stadt-lissos/
Asklepios. Antike Heilkunde. Abgerufen am 02.04.2023 von http://www.antike-heilkunde.de/AntikeHeilkunde/Aerzte/Asklepios/Asklepios.php
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