
Im antiken Griechenland spielten Tanz und Musik eine große Rolle. Musiker-Gott Apollon wurde verehrt, es gab musikalische Begleitung für alle Veranstaltungen und großartige Musikwettbewerbe – Halten die Veranstaltungen von damals mit dem Mega-Event Eurovision Song Contest mit?
Musik und Tanz im antiken Griechenland
Musik und Tanz spielte im antiken Griechenland eine wichtige Rolle. Die Kunstform war nicht nur zur Unterhaltung da, sondern auch Zugang zum Göttlichen. Wer tanzte oder musizierte, sprach die Sprache der Götter. Die Menschen tanzten sich in Ekstase und fühlten sich dabei – oft mit Hilfe von Rauschmitteln – den olympischen Göttern ganz nah. Musikinstrumente und Musikalität galten als Spende der Götter. Die Lyra beispielsweise übergab Apollon den als Geschenk. Ein so himmlisches Instrument hätte kein Mensch erschaffen können.
Philosoph Platon fasst zusammen:
„Die Götter haben uns jenen mit Lust verbundenen Sinn für Rhythmus und Harmonie gegeben.“
Platon, Nom. 2, 653 D
Eurovision Song Contest (ESC)
Diesen Samstag versammelten sich mehr als hundert Millionen Zuschauer vorm Fernseher, um dieser Lust zu fröhnen und den größten Musikwettstreit der Welt zu verfolgen. Es wurde bunt, schrill, laut und teilweise abstrus.
Aber auch politisch: Eigentlich wäre die Ukraine Austragungsort für das Mega-Event, aber kriegsbedingt wurde die Veranstaltung 2023 nach Liverpool verschoben. Russland und Belarus durften nicht teilnehmen. Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine waren auf allen Ebenen ein Must-Do.
Der ESC hat eine lange Tradition, 1951 wurde er ins Leben gerufen. Musikwettbewerbe an sich gibt es aber noch viel länger, unter anderem bei den antiken Griechen.
Ein gescheiterter Wettkampf
Regelmäßig wurden Musikwettbewerbe veranstaltet, begleitet von Theaterstücken und Sport-Wettkämpfen. Das größte Fest waren die Panathenäen, die zu Ehren der Göttin Athene gefeiert wurden. Neben den tatsächlich stattgefunden Veranstaltungen gab es aber auch mythische Wettkämpfe, zum Beispiel den von Thamyris.

Thamyris war ein Enkelkind des Musiker-Gottes Apollon und begnadeter Musiker. Aber der Ruhm stieg dem jungen Mann zu Kopf und er behauptete, er könne besser als die Musen musizieren. Homer berichtet:
„Denn sich vermessend,
Prahlt er laut, zu siegen im Lied, und sängen auch selber
Gegen ihn die Musen“
Homer, Illias 2, 596-600
Besser zu singen also als jene Göttinnen, die Schöpfer der Kunst selbst sind – und naturgegeben etwas eitel. Die Musen ließen sich auf keinen Wettkampf ein – zu sehr unter ihrem Niveau war der Mensch – und straften Thamyris stattdessen mit Blindheit:
„Doch die Zürnenden straften mit Blindheit jenen und nahmen
Ihm den holden Gesang, und die Kunst der tönenden Harfe“
ebd.
Insofern hat die deutsche Band „Lord of the Lost“ noch Glück gehabt beim ESC. Deutschland ist zwar (schon wieder) letzter geworden, aber immerhin wurden Sänger Chris Harms und seine Band nicht mit Blindheit gestraft. Vielleicht hielten sie bei ihrem Auftritt sogar einen Plausch mit den Göttern.
Quellen
Konstantin Zimmermann. 2023, 13. Mai. Glitzernd und laut in Liverpool. Zeit. Abgerufen am 14.05.2023 von https://www.zeit.de/kultur/musik/2023-05/esc-2023-lord-of-the-lost?mj_campaign=nl_ref&mj_content=zeitde_text_link_x&mj_medium=nl&mj_source=int_zonaudev_Was%20jetzt%3F
Thamyris. Wikipedia. Abgerufen am 14.05.2023 von https://de.wikipedia.org/wiki/Thamyris