
Ans Himmelszelt kommt nicht jeder – nur mythische Gestalten mit besonderer Leistung werden als Sternbild verewigt – Cheiron zählt sicher zu einem der Tragischsten!
Halb und Halb
Wie fast alle griechischen Mythen beginnt auch die Geschichte von Cheiron mit einer Vergewaltigung. Kronos vergewaltigte die Nymphe Philyra. Damit der Titan dabei nicht von seiner göttlichen Gattin erwischt wird, verwandelte Kronos sich in ein Pferd. Das gezeugte Kind kam deshalb als Mischwesen zur Welt: Halb Mensch, halb Pferd.
Die eigene Mutter war so beschämt über diese Gestalt, dass sie zu einer Linde erstarrte. Der kleine Cheiron wuchs deshalb verachtet und allein auf – nicht geliebt und nirgendwo zu Hause: Er war der einzige Halbgott unter den Zentauren und deshalb von ihnen missachtet. Er war kein richtiger Zentaur, kein Mensch, kein Gott und kein Pferd – wer war er also? Diese quälende Frage hat Cheiron sein unsterbliches Leben lang begleitet.
Der vergiftete Pfeil
In einem Handgemenge zwischen Herakles und den Zentauren wurde Cheiron verletzt. Eine Pfeilspitze – getränkt im Gift der Hydra – verwundete ihn unheilbar am Bein. Es war eine schreckliche Wunde, an der jeder andere gestorben wäre. Aber der Halbgott war unsterblich und überlebte deshalb. Allerdings litt er sein restliches Götterleben unter schrecklichen Schmerzen. Die Wunde konnte ihn nicht umbringen, aber sie verheilte auch niemals.
Verzweifelt suchte Cheiron nach einem Ausweg und wurde darüber zum meisterhaften Arzt. Seine eigene Wunde heilte er nie, aber er rettete vielen anderen das Leben und war außerdem Lehrer zahlreicher Göttersöhne, unter anderem Achilleus.
Eine verantwortungsvolle Aufgabe
Auf seiner Suche nach Linderung wurde Cheiron zu einem der weisesten Wesen im Olymp. Deshalb wurde ihm auch eine wichtige Aufgabe zugeteilt: Er sollte einen besonders grausamen Wolf bewachen: Lykaon. Diese Bestie war einst ein blutrünstiger König, wurde aber von den Göttern bestraft und in ein Tier verwandelt – und zwar auf eben jenem Altar, den wir heute als Sternbild am Himmel sehen. Cheiron wurde beauftrag den Wolf von nun an in Schach zu halten.
Erlösung
Cheiron litt sein Leben lang – ohne Hoffnung auf Erlösung, denn er konnte ja nicht sterben. Aber schließlich fand der Zentaur einen Ausweg: Er opferte seine Sterblichkeit für Prometheus. Prometheus war, nachdem er den Menschen das Feuer gebracht hatte, zur Strafe an einen Fels gekettet worden und jeden Tag kam ein Adler, der seine Leber fraß. In der Nacht wuchs die Leber nach, am Tage kehrte der leberfressende Adler zurück. Prometheus hatte nur eine Hoffnung: Wenn ihm jemand seine Unsterblichkeit opfern würde, käme er frei.
Cheiron entschloss sich, für Prometheus zu sterben. Er opferte ihm sein ewiges Leben und so fanden auch seine Schmerzen ein Ende.
Zeus – tief bewegt von dem langen Leidensweg des Cheiron – erhob ihn hierauf ans Himmelszelt, wo er als Zentaur eine schmerzfreie Ewigkeit verbringt. Auch der Wolf Lykaon wird als Sternbild neben Cheiron gesetzt und für alle Ewigkeit von ihm bewacht.
Quellen
2014, 04. Juni. Chrion und der Wolf. Astro-Salon. Abgerufen am 24.12.2022 von https://astro-salon.blogspot.com/2014/06/chiron-und-der-wolf.html
2019, 22. September. Kentau und Untier. Spektrum. Abgerufen am 24.12.2022 von https://scilogs.spektrum.de/uhura-uraniae/tuer-22-kentaur-und-untier-wolf-2/
Zentaur. Astronomie.de. Abgerufen am 24.12.2022 von https://www.astronomie.de/sternbilder/sternbild-zentaur-lat-centaurus/
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