Vor 2600 Jahren lebte Sappho, eine Lyrikerin in Lesbos, die es auf die Weltbühne und in die Unsterblichkeit schaffte. Zum Weltfrauentag am 08. März erinnern wir uns an die fantastische Künstlerin, die in keine Schublade passte, Frauen unterstützte und frei lebte.

Das Startbild zeigt das Protät von Sappho, Museo Nazionale Romano, Palazzo Massimo alle Terme, Rom. Foto von Paolo Monti, 1969.

Framgente der Kunst

Sappho hat Themen gesetzt, die uns bis heute bewegen: Sie schreibt über erotische Wogen, Freundschaft und Liebe zu den eigenen Kindern – viel Stoff für die großen Dramatiker, die nach ihr kamen.
Sapphos Texte sind nur bruchstückhaft überliefert, aber das Echo, das sie in der alt-griechischen Autorenschaft hinterlassen hat, verrät, wie revolutionär und wie schön ihre Poesie war! Eines der meistzitierten Fragmente ist das „Mondgedicht“. Vier wenige Zeilen sind uns erhalten:

Der Mond ist untergegangen

Auch die Plejaden, es ist mitten

In der Nacht. Die Zeit verstreicht

Doch ich schlafe allein.

Sappho, Mondgedicht

Liebe jenseits

Sappho hatte sexuelle Beziehungen mit Frauen, war verheiratet mit einem Mann, besang die Schönheit der Mädchen und war unsterblich verliebt in den jungen Mann Phaon. Dieser Blumenstrauß an Emotionen und sexuellen Leidenschaften war zu bunt für die Alt-Philologen. In ihrer Interpretation existierten lange Zeit zwei (oder noch mehr) Sapphos, einerseits lesbische Dichterin und andererseits die züchtige Ehefrau.

Erst seit dem 21. Jahrhundert wagt sich die Forschung daran, das Unerhörte zu akzeptieren: Sappho, die fantastischste Dichterin der Antike, war frei in ihrer Liebe und liebte jenseits der geschlechtlichen Normen.

Ob Sappho lesbisch war, wissen wir nicht. Fest steht aber, dass die Dichterin zum Archetyp aller Lesben wurde, denn ihr Leben auf der Insel Lesbos ist Namensgeber der gleichgeschlechtlichen Liebe unter Frauen.

Unsterbliche Liebe und der Tod

So leidenschaftlich wie Sappho schrieb, starb sie auch – zumindest laut einer mythischen Überlieferung: Die Dichterin war unsterblich verliebt in Phaon, einem Fährmann, der zwischen Lesbos und Kleinasien übersetze.

Einmal nahm Phaon eine verhüllte Gestalt an Bord, die kein Geld bei sich hatte, um die Überfahrt zu zahlen. Phaon brachte sie ohne Wegzoll ans andere Ufer. Als sie an Land gingen, offenbarte sich unter dem verschleierten Gewand die Göttin Aphrodite. Als Dank für seine Selbstlosigkeit schenkte Aphrodite ihm eine Salbe, die seine jugendliche Schönheit auf immer bewahrte. Seither war Phaon von liebeskranken Frauen umschwärmt. Eine von ihnen war Sappho.

Die Dichterin zerging im Schmerz der unerwiderten Liebe und stürzte sich schließlich von einer Klippe ins Meer.


Quellen

MOST, G. W. (1995). REFLECTING SAPPHO. Bulletin of the Institute of Classical Studies, 40, 15–38. http://www.jstor.org/stable/43646574

Lucius. 2020, 6. November. Sappho – Porträt einer lesbischen Dichterin. Einfach Antike. Abgerufen am 05.03.2023 von https://einfach-antike.de/blog/sappho-portraet-einer-lesbischen-dichterin/

Lukas Meyer-Blankenburg. 2022,10. Februar. Die Dichterin Sappho – Antikes Sprachgenie und Philosophin der Liebe. SWR2. Abgerufen am 05.03.2023 von https://www.swr.de/swr2/wissen/die-dichterin-sappho-antikes-sprachgenie-und-philosophin-der-liebe-swr2-wissen-2022-02-11-100.html