
Hinter dem Sternbild Fuhrmann verbirgt sich die tragische Geschichte vom Königssohn Hippolytos. Das Wintersternbild ist am Himmel als großes Sechseck zwischen Perseus und den Zwillingen gut zu sehen.
(K)ein Spielball der Leidenschaft
Hippolytos war ein ungewöhnlicher Jüngling: Gutaussehende, wohlhabend und keusch. Dieses Gelübde teilte er mit der Göttin Artemis, genauso wie ihre gemeinsame Leidenschaft für die Jagd. Nach dem Tod seiner Mutter wuchs er im Palast seiner Stiefmutter Phaidra auf.
Hippolytos war frei von sinnlichen Gelüsten und verspottete diese sogar. Das kränkte Aphrodite, die dem Jüngling darauf eine Lehre über die Macht der Leidenschaft erteilte. Weil Hippolytos seinem Gelübde treu war und keine Lust empfand, entfachte Aphrodite stattdessen seiner Stiefmutter Phaidra eine brennende Liebe zu Hippolytos. Denn nicht nur wer liebt, sondern auch wer geliebt wird, ist Spielball der Leidenschaft.
Ein missverstandener Brief
Als Phaidra ihrem Stiefsohn ihre Liebe gestand, weist der Jüngling sie bestürzt zurück. Er floh vor ihren Küssen und Umarmungen auf die Jagd.
Phaidra, so bitter zurückgewiesen, stand Höllenqualen aus: Sie liebte ihren Schwiegersohn, der sie zurückgewiesen hatte. Sie wollte vor Scham im Erdboden versinken, und war doch von größter Sehnsucht nach Hippolytos erfasst. Sie schrieb einen Brief, in dem sie ihre unendliche Liebe in Worte fasst. Dann erhängte sie sich.
Als ihr Mann davon erfuhr, wird er von Kummer übermannt. Er stürzte in die Gemächer seiner Gattin und fand dort den Liebesbrief – an seinen Sohn. Der König missversteht die lüsternen Zeilen und denkt, Hippolytos habe Phaidra vergewaltigt, und sie sich darauf aus Scham das Leben genommen.
Mein Bett zu schänden hat sich Hippolyt erfrecht
Euripides, Der Bekränzte Hippolytos
Und nicht gescheut der Sonne heilges Angesicht!
Zornentbrannte verfluchte der Vater den Sohn und verbannte ihn aus dem Königreich.
Flutwelle der Reue
Hippolytos erfuhr auf der Jagd vom Fluch des Vaters. Er schwang sich auf seinen Pferdewagen und galoppierte davon, um dem Zorn des Königs zu entfliehen. Doch vom Meer her schickte Poseidon, aufgestachelt vom königlichen Fluch, eine Flutwelle auf den fliehenden Sohn.

Und hoch und höher schwellend, ringsum Schaumesgischt
Euripides, Der Bekränzte Hippolytos
Hinsprudelnd bei des Meeres Brausen, rückt‘ es her
Zur Küste, wo das Viergespann der Rosse ging.
Hippolytos Pferde gingen durch und der Jüngling flog aus dem Wagen, wurde verletzt und blieb am Strand liegen.
Währenddessen wurde sein Vater von der Jagdgefährtin Artemis aufgesucht. Artemis erklärte ihm den wahren Hergang und der König erkannte, dass er seinen Sohn zu Unrecht fortgejagt hatte. Er eilte ihm nach und fand Hippolytos schwer atmend an der Küste. Er lag im Sterben.
Vater und Sohn schlossen Frieden, dann scheidet der keusche Jüngling dahin. Er wurde daraufhin an den Himmel versetzt – in glücklicher Gestalt: Auf der Jagd, mit seiner göttlichen Gefährtin Artemis.
Quellen
Euripides, Der bekränzte Hippolytos. Abgerfuen am 29.01.2023 von https://www.projekt-gutenberg.org/euripide/hippolyt/hippoly3.html
Hippolytos. Theatrum. Abgerufen am 29.01.2023 von https://www.theatrum.de/2069.html
Fuhrmann. Astrokramkiste. Abgerufen am 29.01.2023 von https://astrokramkiste.de/noerdliche-sternbilder/fuhrmann
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