
Dieses Wochenende wird gerannt. Nach Berlin und Köln ist Frankfurt an der Reihe, eines der beliebtesten Sport-Events der Welt auszutragen: Olympia-Disziplin und Sport der Masse, 42,195 Kilometer quer durch die Großstadt. Gesperrte Straßen, über die sich tausende Menschen schleppen, bejubelt von Millionen Zuschauer*innen live und im Fernsehen: Das ist der Marathon. Benannt ist der Lauf nach der griechischen Stadt Marathon, und um seinen Ursprung ragt ein fantastischer Mythos – der wahrscheinlich falsch ist.
Herodot: 245 Kilometer
490 vor Christus wird Griechenland von Persien angegriffen. Mit Schiffen erreicht die persische Armee die griechische Küste, in der Stadt Marathon soll es zur Entscheidungsschlacht kommen.
Um die zahlenmäßig weit überlegenen Perser zu schlagen, bitten die Griechen ihren früheren Erzfeind Sparta um Verstärkung . Laufboote Pheidippides macht sich mit dem Hilfegesuch auf den Weg und läuft innerhalb von zwei Tagen 245 Kilometer bis nach Sparta. Dort bittet er um militärische Unterstützung – vergebens. Die Spartaner können aus rituellen Gründen nicht in den Krieg ziehen – der Mond steht ungünstig.
Pheidippides läuft die 245 Kilometer wieder zurück und berichtet, dass die Griechen auf sich allein gestellt sind. Tapfer stellen sie sich den überlegenen Persern entgegen – und tragen überraschend den Sieg davon in der Schlacht um Marathon.
So überliefert es der Historiker Herodot. Er hat die Geschehnisse als Zeitzeuge aufgeschrieben.
Plutarch: 40 Kilometer
500 Jahre später greift Plutarch zur Feder und erzählt zwar von der gleichen Schlacht, aber einem anderen Lauf: Die Griechen gewinnen und kaum ist die Schlacht um Marathon beendet, eilt Eucles 40 Kilometer nach Athen, um dort den Sieg zu verkünden. Der Mythos lautet, dass Eucles nicht einmal seine schwere Kriegsausrüstung ablegte, um keine Zeit zu verlieren.
Angekommen in Athen, so berichtet Plutarch, ruft Eucles aus:
‘χαίρετε’, χαίρομεν,’
Seid gegrüßt, wir jubeln!
Nach dem freudigen Ausruf bricht Eucles zusammen und stirbt.
Lucian: 40 Kilometer und ein Sieg
Noch einen Hauch dramatischer erzählt es schließlich Lucian im 2. Jahrhundert nach Christus, also ungefähr 700 Jahre nach der tatsächlichen Schlacht: Lucian verknüpft beide Geschichten und benennt den Marathon-Läufer, der nach Athen eilt und den Sieg verkündet, um. Er heißt jetzt wie bei Herodot Pheidippides.
Der berühmte Ausruf findet bei Lucian seine poetische Vollendung: Pheidippiedes soll gerufen haben:
Χαίρετε, νικῶμεν,
Seid gegrüßt – wir haben gesiegt!
Nach diesen Worten erliegt der Laufbursche seiner Erschöpfung und stirbt
Grüdungsmythos
Der Gründungsmythos des Marathons ist wahrscheinlich erfunden. Aber auch die originale Geschichte vom Zeitzeugen Herodot erzählt uns von einer beeindruckenden Leistung: 245 Kilometer in zwei Tagen zu laufen und nicht zu sterben ist auch ehrenvoll.

Wiederentdeckt wurde die Geschichte 1896, nach Ausgrabungen im Ort Marathon. Noch im selben Jahr wird der Marathon als Wettkampf bei den Olympischen Spielen ausgetragen. Die Bestzeit damals waren 2 Stunden und 58 Minuten
Den heutigen Weltrekord hält Eliud Kipchoge mit 2 Stunden und 1 Minute – aufgestellt dieses Jahr in Berlin. Die Bestzeit beim heutigen Lauf In Frankfurt war übrigens 2 Stunden und 3 Minuten.
Quellen
2022, 18. April. Marathon Myths: A Singe Herald or a Collective Dash? Sententiae Antiquae. Abgerufen am 30.10.2022 von https://sententiaeantiquae.com/2022/04/18/marathon-myths-a-single-herald-or-a-collective-dash-2/
Anja Rösel und Jens Drücker. Der Lauf des Pheidippides. Planet-Wissen. Abgerufen am 30.10.2022 von https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/sport/die_geschichte_des_laufens/pwiederlaufdespheidippides100.html
Herodot. 6,102-120: vDie Schlacht bei Marathon. Abgerufen am 30.10.2022 von https://www.gottwein.de/Grie/herod/hdt06102.php
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