Zum Start des Oktoberfests widmen wir uns dem Gott des Weines, dem Gott der Ekstase und des Wahnsinns: Dionysos.

Der Rausch

Das größte Volksfest der Welt ist gestartet: Das Oktoberfest in München. Bis zum 03. Oktober werden Millionen Besucher*innen erwartet, die auf den 187. Wiesn saufen, singen und schunkeln.

Auch im antiken Griechenland war Alkohol ein gern gesehener und viel genossener Gast. Allerdings tranken die Griechen Wein. Bier galt als ein abscheuliches Getränk der Barbaren, oder in Worten des Historikers Tacitus:

„Als Getränk haben die Germanen ein schauerliches Gebräu, aus Gerste oder Weizen gegoren, ein Gebräu, welches mit Wein eine sehr entfernte Ähnlichkeit hat.“

Tacitus

Die Ähnlichkeit ist der Rausch, Werk eines der berühmtesten Götter auf dem Olymp: Dionysos. Er ist Gott des Weines, der Ekstase und des Wahnsinns. Ein Sinnbild auch für das diesjährige Oktoberfest.

Zweimal Geboren

Als die sterbliche Semele mit Dionysos schwanger war, verlangte sie von ihrem Geliebten, ihn in seiner wahren Gestalt zu sehen. Es offenbarte sich der Göttervater Zeus und Seleme wurde bei seinem Anblick geblendet von einem grellen Blitzstrahl und verbrannte zu Asche. Doch in der Asche war noch Leben: Das ungeborene Kind war nicht zu Asche verbrannt. Es lebte, war aber noch nicht lebensfähig. Der Fötus, seiner schützenden Mutter beraubt, war dem Tode nahe. Zeus nahm das Kind also, schnitt sich den Oberschenkel auf und setzte den Fötus dort hinein. Drei Monate später wurde Dionysos aus dem Schenkel seines Vaters geboren. Deshalb wird er auch der „Zweimal Geborene“ genannt.

Feuchte Fröhlichkeit, Übermut und ein Esel

Als junger Mann fand Dionysos im Himmel ein zartes Pflänzchen, das er den Menschen schenken wollte. Damit das Pflänzchen den langen Transport zur Erde überstehen konnte, setzte Dionysos es in den Hohlraum eines Vogelknochens. Auf dem Weg wuchs der Trieb und war bald zu groß für den kleinen Vogelknochen. Dionysos pflanzte den Stängel also samt Vogelknochen in den Knochen eines Löwen und reiste weiter. Schließlich wurde die Pflanze auch für den Löwenknochen zu groß und Dionysos musste die Rebe in einen Eselsknochen umsetzen, damit sie den Transport überstand.

Endlich kam der Gott auf der Insel Naxos an und pflanzte die Rebe samt Vogel-, Löwen- und Eselsknochen in die Erde: Die Pflanze gedieh und der Wein kam auf die Welt.

Sein Ursprung bleibt ihm bis heute erhalten: Wer Wein trinkt, wird fröhlich und fängt an wie ein Vogel zu trillern. Trinkt er noch mehr, wird er mutig wie ein Löwe und maßt sich dergleichen Kräfte an. Schließlich wird derjenige, der zu tief ins Glas schaut, albern und dämlich wie ein Esel.

Die Feier

Im antiken Griechenland wurden jedes Jahr die „Dionysen“ gefeiert: Ein Theaterfest, auf dem Wein genossen, dem Gott Dionysos geopfert und die neuesten Tragödien und Komödien gespielt wurden, unter anderem von Aischylos, Sophokles und Euripides.  Für 8 Tage berauschten sich die Griechen an Schauspielen, die heute weltweit als Klassiker gelten.

Ausgelassen und berauschend geht es heute beim nass-kaltem Wetter auf den Münchener Wiesn zu. Wie zwischen Bier und Wein kann auch zwischen Oktoberfest und Dionysen nur von einer „sehr entfernten Ähnlichkeit“ die Rede sein: Beide Feste sind auf Ihre Art berauschend.


Quellen

2011, 05. August. Gottesgeschenk mit Widerhakten. Zeit für Genuss. Abgerufen am 18.09.2022 von https://www.zeitfuergenuss.at/trinken/2011/08/gottesgeschenk_mitwiderhaken.html

Dionysos – Gott des Weines und des Wahnsinns. Griechische Götter. Abgerufen am 18.09.2022 von https://griechische-goetter.info/dionysos/

2022, 17. September. Wiesn-Auftakt 2022: Feiern, als sei nichts gewesen. Bayrischer Rundfunk. Abgerufen am 18.09.2022 von https://www.br.de/nachrichten/bayern/wiesn-auftakt-2022-feiern-als-sei-nichts-gewesen,THgvZHV