In seinem Dialog Protagoras schildert Platon den Mythos der Brüder Epimetheus und Prometheus. Dieser Mythos handelt davon, wie Feuer, Zivilisation und Leid in unsere Welt kamen und lässt sich wunderbar auf die Debatte der Atomkraftwerke in Deutschland übertragen.

Wie kommt der Mensch in diese missliche Lage?

Als erstes verrät uns Platon, warum der Mensch das Feuer überhaupt braucht: Der Bruder von Prometheus, genannt Epimetheus, bekam von den Göttern die Aufgabe, alle Fähigkeiten unter den Lebewesen zu verteilen. Der etwas dämliche Epitehmeus fing sogleich damit an und verteilte Gaben an alles was kriecht, fleucht oder fliegt: Das eine Tier machte er schnell, dem anderen gab er einen dicken Panzer. Ein Tier konnte davonfliegen, das andere im Dunkeln sehen. Eins ist groß, eins ist klein. Als er schließlich beim Menschen ankam, hatte er keine Fähigkeiten mehr übrig. Epimetheus hatte schlecht gewirtschaften und dem Menschen – nackt, dumm und unfähig – blieb keine Überlebenschance.

Ungefähr in solch einer misslichen Lage befinden wir uns heute wieder: Deutschland steckt in der Energiekrise.

Wer oder was kann helfen?

Bekanntermaßen hat der Mensch dennoch überlebt, dank Prometheus. Der Titan schlich sich in den Olymp, stahl das Feuer und brachte es auf die Erde und zu den Menschen. Hat er auch keine Klauen und kein Fell haben, kann weder fliegen noch klettern, nicht springen noch rennen, so gab ihm Prometheus das Feuer – und damit die Zivilisation.

Ist die Atomkraft das Feuer unserer Zeit? Die Antwort auf diese Frage kennt nur Prometheus. Aber die Konsequenzen müssen wir alle tragen.

Was sind die Konsequenzen?

Die meisten kennen die grausame Strafe, die Prometheus für seinen Diebstahl auferlegt wurde: Zeus kettete den Titanen an einen einsamen Felsen und jeden Tag kam ein Adler, der Prometheus die Leber aus dem Leib fraß. Nach dem schrecklichen Mahl flog der Adler davon und die Leber wuchs über Nacht nach. Am nächsten Tag kam der Vogel wieder und pickte die Eingeweide des Prometheus erneut heraus. Tag für Tag muss der unsterbliche Prometheus die schrecklichen Schmerzen aufs Neue ertragen.

Aber auch am Menschen rächte sich Zeus auf perfide Art und Weise: Er schuf eine wunderschöne Jungfrau. Sie war an Schönheit und Anmut nicht zu übertreffen und der Bruder von Prometheus, Epimetheus verliebte sich und heiratet sie. Als Hochzeitsgeschenk brachte sie eine Büchse mit, in die jeder Gott eine Gabe gelegt hatte. Die Jungfrau mit dem Namen Pandora kam als Gattin des Epimehteus zur Erde herab. Hier, von Neugierde geplagt, öffnete sie das Brautgeschenk und heraus kamen alle Plagen dieser Welt: Krankheit, Neid und Gier. Sie flatterten aus der Büchse der Pandora und quälen seitdem das Menschengeschlecht.

Es stellt sich also abschließend die Frage: Was wird uns dieses Mal aus der Büchse der Pandora entgegenflattern?


Quellen

Prometheus. Griechische-Mythologie. Abgerufen am 11.09.2022 von https://griechische-mythologie.fandom.com/wiki/Prometheus

Platon, Protagoras. 320-322. Abgerufen am 11.09.2022 von https://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0178%3Atext%3DProt.%3Asection%3D320a

Epimetheus. Hellenica. Abgerufen am 11.09.2022 von http://www.hellenica.de/Griechenland/Mythos/Epimetheus.html