Phaeton ist der Sohn des Sonnengottes Sol. Seine tragische Geschichte handelt von dem Übermut des Menschen und den verheerenden Folgen für die gesamte Erde. Ein Paradebeispiel für den Klimawandel.

Vorgeschichte

Phaeton ist der verkannte Sohn des Sonnengottes Sol. Als Wiedergutmachung und Beweis für seine göttliche Herkunft verspricht Sol dem Jüngling ein Geschenk seiner Wahl. Phaeton muss nicht lange grübeln und wünscht sich prompt, einen Tag mit dem Sonnenwagen des Vaters durch den Himmel zu reisen.

Dieser Sonnenwagen ist ein wildes Vierergespann, das jeden Tag aufsteigt und von Ost nach West über den Himmel galoppiert, ehe es am Abend hinter dem Horizont wieder verschwindet. Die Fahrt des Wagens ist dem Sonnengott vorbehalten, denn die Pferde auf der Spur zu halten bedarf einer göttlichen Hand.

Ein Wilder Ritt

Der Vater rät seinen Sohn von dem übermütigen Wunsch ab, aber Phaeton bleibt stur und fordert sein Geschenk ein. Schließlich gibt Sol nach und der Jüngling besteigt den Sonnenwagen.

 Die „Glutausschnaubenden Renner“ merken schnell, dass ein unerfahrener Lenker die Zügel in der Hand hält und gehen durch. Sie rasen Kreuz und Quer über die Erde. Wohin sie galoppieren, lodert sengende Hitze und Feuer bricht los: Brände breiten sich aus, von Ort zu Ort, Land zu Land. Phaeton hat keine Kontrolle, der Wagen rast durch die Welt und setzt sie in Flammen:

Feuer ergreift nunmehr an den ragenden Höhen die Erde:

Berstend zerreißt der Grund lechzt, da die Säfte versiegen.

Dürr entfärbt sich das Gras; mit dem Laube verbrennen die Bäume,

Und die getrocknete Saat gibt Stoff dem eignen Verderben

Ovid, Metamorphosen (1,210-214)

Der Sturz

Endlich gebietet Zeus dem Höllenritt Einhalt: Er schleudert seinen Blitz nach dem Sonnenwagen und zerstört ihn. Phaeton stürzt samt Wagen ins Meer und ertrinkt in den Fluten.

Sein tödlicher Sturz wird gern in der Malerei dargestellt, Michelangelo und Peter Paul Rubens haben sich beispielsweise an dem hochdramatischen Fall versucht.

Feuer in Europa

Heute scheint Phaeton erneut auf den Wagen seines Vaters gestiegen und kreuz und quer durch Europa zu cruisen: 2022 verbrannten bereits rund 600.000 Hektar – jetzt schon die größte Fläche seit Aufzeichnungsbeginn 2006. Die Brände verlagern sich außerdem: Immer stärker ist auch Mitteleuropa betroffen, beispielsweise Deutschland und dieser Tage ganz besonders Frankreich.  

Hitzerekorde einerseits, weniger Regen und damit verbunden trockene Böden andererseits, befeuern die Flammen. Ein UN-Expertenbericht prognostiziert daher, dass sich bis zum Ende des Jahrhunderts der Anstieg der extremen Brände verdoppeln wird. Phaeton ist wieder da und sein Gespann ist außer Kontrolle.


Quellen

Phaeton (Mythologie). Wikipedia. Abgerufen am 14.08.2022 von https://de.wikipedia.org/wiki/Phaethon_(Mythologie)

2020, 18. Dezember. Der Sturz des Phaethon oder die Anmassung alles beherrschen zu können. Angerer der Ältere. Abgerufen am 14.08.2022 von https://www.angerer-der-aeltere.de/der-sturz-des-phaethon-oder-die-anmassung-alles-beherrschen-zu-koennen/

Ovid, Metamorphosen, 1,747-2,400. Abgerufen am 14.08.2022 von https://www.gottwein.de/Lat/ov/met02.php

European Forest Fire Information System (EFFIS). Abgerufen am 14.08.2022 von https://effis.jrc.ec.europa.eu/apps/effis.statistics/seasonaltrend

2022, 23. Februar. Spreding like Wildfire: The Rising Threat of Extraodrinary Landscape Fires. UN-Environment Programme. Abgerufen am 14.08.2022 von https://www.unep.org/resources/report/spreading-wildfire-rising-threat-extraordinary-landscape-fires

2022, 14. August. So viele Waldbrände wie noch nie zuvor in Europa. Zeit. Abgerufen am 14.08.2022 von https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-08/braende-europa-feuer-land-rekord

Sabine Wachs. 2022, 10. August. Die Flammen – das ist Wahnsinn! Tagesschau. Abgerufen am 14.08.2022 von https://www.tagesschau.de/ausland/europa/waldbraende-frankreich-103.html