
Die Deutsche Post verkauft ihren hauseigenen E-Fahrzeug-Hersteller StreetScooter. Es ist ein neues Kapitel in einer traumhaften Geschichte:
Post als Pionier
2014 beschließt die Deutsche Post, grün zu werden. Postkarten, Briefe und Pakete sollen mit umweltfreundlichen E-Autos zugestellt werden. Einziges Problem: Die deutsche Autoindustrie ist noch nicht reif für die E-Wende. Deshalb beschließt die Post kurzerhand, einfach selbst Autos zu bauen – frei nach dem Motto: Wenn sonst keiner lenkt, muss man das Steuer eben selbst in die Hände nehmen!
Deshalb kauft die Deutsche Post StreetScooter, ein kleines Unternehme in Aachen, das seit 2010 daran arbeitet, E-Autos für kurze Strecken und günstige Preise zu bauen. Ursprünglich war StreetScooter ein Studi-Projekt. 2011 entwickelte sich daraus eine Forschungsinitiative und schließlich ein eigenständiges Unternehmen, das in Deutschland schon E-Autos baute, als die große Autoindustrie noch auf die E-Bremse trat.
Auf Euphorie folgt Ernüchterung
Am Anfang ist die Euphorie bei der Post groß. Sie will den Markt mit E-Autos überrollen: Jedes Jahr sollen 10.000 Autos für die eigene Flotte gebaut werden. Außerdem will die Post Autos an andere Betriebe verkaufen. Aber als die Produktion an Fahrt aufnimmt, steigen auch die Kosten rasant, weil die Post keine eigenen Produktionsstätten und Zulieferketten hat.
StreetScooter fährt horrende Verluste ein:
- 2018 sind es „nur“ 70 Millionen,
- 2019 schon 100 Millionen
- Und 2020 kostet der E-Auto-Hersteller die Post ganze 318 Millionen Euro.
2020 beschließt die Post deshalb, das Aachener Unternehmen zu verkaufen. Allerdings dauert es noch zwei weitere Jahre, bis sich schließlich ein geeigneter Käufer findet: Die Luxemburger Automobil-Holding Odin. Für die Post ist es Ende eines finanziellen Albtraums.
Träumt weiter!
Aber StreetScooter war auch eine Erfolgsgeschichte: Heute rollen 21.500 Post-E-Autos über die Straßen, entwickelt von dem kleinen Aachener Unternehmen. Die Branchen-Riesen haben StreetScooter zwar überholt und die Post ausgebremst, aber langfristig gesehen hat das E-Auto sowieso keine Zukunft für die Post: In vollen Innenstädten ist kein Platz für die gelben Transporter. Es braucht Alternativen: Lastenräder zum Beispiel. Oder direkt Drohnen? Also, liebe Post: Bitte träumt weiter!
Quellen
David Zajonz. 2022, 08. Januar. Der gelbe Traum ist ausgeträumt. WDR. Abgerufen am 08.01.2022 von https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/streetscooter-109.html
Thomas Harloff, Uli Baumann. 2022, 04. Januar. Elektro-Startup Odin Automotive übernimmt. AutoMotorSport. Abgerufen am 08.01.2022 von https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/streetscooter-post-verkauf/
Benedikt Müller-Arnold. 2022, 04. Januar. Post verkauft Streetscooter. Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 08.01.2022 von https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/pakettransporter-post-verkauft-streetscooter-1.5501326
Gerhard Hegmann. 2021, 05. Oktober. Sieben Jahre Elektro-Odyssee – Post verkauft verlustreichen StreetScooter. Welt. Abgerufenam 08.01.2022 von https://www.welt.de/wirtschaft/article234219594/Streetscooter-Deutsche-Post-verkauft-ihr-verlustreiches-Elektro-Transporter-Geschaeft.html
Streetscooter. Wikipedia. Angerufen am 08.01.2022 von https://de.wikipedia.org/wiki/Streetscooter
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