
Was haben Bob Dylan, Neil Young, Shakira und Bruce Springsteen gemeinsam? Sie alle haben die Rechte an ihrer Kunst verkauft. Aber warum?
1/2 Milliarde Dollar Deal
Eine halbe Milliarde Dollar hat Bruce Springsteen für die Rechte an seinem Lebenswerk bekommen – über 300 Songs, 23 Studioalben und 20 Alben. Darunter weltberühmte Hits wie „Born in the U.S.A“. Der mehrfache Grammy-Gewinner hat diese Woche sein Lebenswerk an Sony Music verkauft.
Springsteen hat damit ordentlich auf die Pauke gehauen und stellt einen neuen Rekord auf: Vor ihm haben zig Rock- und Popstars verkauft, zum Beispiel Bob Dylan und Neil Young. Aber keiner hat so viel Geld bekommen, wie der 72-jährige Springsteen.
Was wird verkauft?
Eine halbe Milliarde Dollar – für was eigentlich? Im Radio läuft immer noch das gleiche Lied und Springsteen ist immer noch Urheber. Konkret verkauft hat er die Songrechte für seine Musik. Und es gilt: Wer das Songrecht hat, bei dem klingeln die Kassen, wann immer der Song gespielt wird: Ob der Song im Radio läuft, in der Werbung, im Computerspiel oder in der Netflix-Serie: Klingeling!
Wer das Songrecht hat, wird vertraglich geregelt: In den meisten Fällen teilt die Urheberin sich das Recht mit Produzenten und Plattenfirma. Aber Verträge laufen irgendwann aus und dann hat wieder die Urheberin das alleinige Recht über ihr Werk. Sie kann langfristig an den Tantiemen verdienen – oder verkaufen und auf einen Schlag einen großen Batzen Geld bekommen.
Warum der Batzen?
Die Musiker*innen sind nicht aus dem Takt gekommen, sondern haben gute Gründe, auf einen Schlag zu verkaufen:
Wegen Corona wurden viele Konzerte abgesagt und damit eine Haupteinnahmequelle der Musiker*innen abgeblasen. Das schnelle Geld hilft über die harte Zeit hinweg.
Das ist für weltberühmte Künstler wie Springsteen natürlich kein Grund. Aber der72-Jährige macht sich Gedanken um sein Erbe: Was soll mit seiner Musik geschehen, wenn er tot ist? Es geht nicht ums Geld, sondern um die Frage, wo die Musik gespielt wird. Zum Beispiel als Melodie für einen Werbesong? Oder bei einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump? Viele Künstler*innen wollen nicht, dass ihre Musik instrumentalisiert wird. Neil Young singt in seinem Song This note’s for you: „ain’t singing for Pepsi, ain’t singing for Coke.“ Damit dieser Vorsatz auch über seinen Tod hinaus gilt, verkauft er sein Werk zu Lebenszeiten und knüpft den Verkauf an Bedingungen.
Ein neuer Stern am Branchen-Himmel
Der Ton macht also die Musik: Es geht nicht nur ums schnelle Geld, sondern auch um die Absicherung, dass die Musik wertgeschätzt wird. Bei diesem neuen Geschäftsmodell gibt der Investmentfond Hipgnosis den Takt vor: Unter anderem Neil Young und Shakira haben an das britische Unternehmen verkauft. Hipgnosis hat den Ruf, im Handel mit den Tönen transparent und fair zu kommunizieren. Der britische Investmentfond hat natürlich den Anspruch, eine Menge Geld mit den Songs zu verdienen – aber auch einen fairen Preis dafür zu zahlen und sich an die Wünsche der Künstler zu halten.
Das sich mit dem Musikhandel Geld machen lässt, bewies schon The King of Pop Michael Jackson: Er kaufte 1985 für läppische 47 Millionen Dollar die Rechte an 251 Beatles-Songs. 10 Jahre später verkaufte er sie wieder – zum doppelten Preis.
Quellen
Melchior Poppe. 2021, 18. Dezember. Bob Dylan, Tina Turner und jetzt auch Bruce Springsteen: Immer mehr Pop- und Rock-Rentner verkaufen ihre Songrechte. Warum tun sie das? Neue Züricher Zeitung. Abgerufen am 18.12.2021 von https://www.nzz.ch/feuilleton/bob-dylan-tina-turner-und-jetzt-auch-bruce-springsteen-immer-mehr-pop-und-rock-rentner-verkaufen-ihre-musik-warum-tun-sie-das-ld.1660629
Benjamin Fischer. 2021, 17. Dezember. Bruce Springsteen toppt Bob Dylan. FAZ. Abgerufen am 18.12.2021 von https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/springsteen-verkauft-aufnahmen-und-autorenrechte-an-sony-music-17686887.html
2021, 16. Dezember. Bruce Springsteen verkauft seine Songrechte an Sony. Deutschlandfunk. Abgerufen am 18.12.2021 von https://www.deutschlandfunk.de/bruce-springsteen-verkauft-seine-songrechte-an-sony-102.html
Annabelle Steffes-Halmer. 2021, 6. Oktober. Musikalisches Monopoly: Verkauf von Songrechten boomt. Deutsche Welle. Abgerufen am 18.12.2021 von https://www.dw.com/de/verkauf-von-songrechten-tina-turner/a-56360607
Hipgnosis. Abgerufen am 18.12.2021 von https://www.hipgnosissongs.com/
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