
Der WWF startet den Verkauf von sogenannten „Non-Fungible Animals“ (NFA): Zehn digitale Kunstwerke von jeweils einem vom Aussterben bedrohten Tier. Die NFAs werden als Non-Fungible Tokens verkauft – ein Phänomen, das gerade den Kunstmarkt aufmischt.
Was sind Non-Fungible Tokens (NFTs)?
NFTs sind digitale Echtheitszertifikate – vor allem (aber nicht nur) von digitalen Kunstwerken. Wer ein NFT von einem Kunstwerk kauft, kann damit nachweisen, dass ihm dieses digitale Kunstwerk gehört. In der Praxis bedeutet das nicht besonders viel – nach wie vor kann sich jeder das Werk anschauen, herunterladen und speichern. Wer das NFT besitzt tut nicht mehr oder weniger als genau das: Sie besitzt es.
NFTs werden deshalb als eine neue Form des Eigentums bejubelt, oder aber als sinnlose Spielerei abgetan. In jedem Fall sorgen sie für eine Menge Wirbel im Kunstmarkt: Eine NFT-Collage vom Digitalkünstler Beeple wurde für 70 Millionen Euro versteigert. Insgesamt sind im Jahr 2020 geschätzt zehn Prozent des weltweiten Umsatzes im Kunstmarkt durch den Verkauf und Weiterverkauf von NFTs erzielt worden.
Was sind Non-Fungible Animal (NFA)?
Seit dem 2. November setzt auch die Tierschutzorganisation WWF auf dieses Pferd: Zehn Künstler und Künstlerinnen haben für jeweils eine vom Aussterben bedrohte Tierart ein Kunstwerk entworfen. Marvel-Zeichner Bosslogic beispielsweise hat eine digitale Version des persischen Leopards erstellt. Die digitalen Animationen werden als NFTs verkauft – und heißen deshalb Non-Fungible Animals (NFA).
Das Tier-Kunstwerk wird in der Stückzahl verkauft, in der es noch lebende Tiere in freier Wildbahn gibt. Es gibt so viele Versionen von dem Tier-Kunstwerk, wie es in freier Wildbahn lebende Tiere gibt. Beim Persischen Leopard sind das 1.200. Bei der Wal-Art Vaquita sogar nur noch 22. Motto der Aktion ist:
„Jedes Tier ist ein Kunstwerk“.
Innerhalb von 5 Tagen hat der WWF damit 150.000 Euro eingenommen.
Und zwar so: Zum einen gehen 100 Prozent des Erstverkaufs an den WWF – weil die Künstler*innen ihre Werke an die Organisation abgetreten haben. Außerdem gehen bei jedem Weiterverkauf zehn Prozent des Netto-Kaufpreises an den WWF. Dies ist eine nützliche Eigenschaft der NFT, die sie für Künstler*innen rentabel machen: Sie verdienen nicht nur beim Erstverkauf, sondern jedes Mal, wenn das Werk weiterverkauft wird, mit. Wenn ein Werk im Laufe der Zeit also an Wert steigt, verdient die Künstler*in daran mit.
Stromverbrauch mitgedacht
NFTs basieren auf der Blockchain-Technologie. Wem ein Kunstwerk gehört, wird nicht in einer Datenbank oder einem Handelsregister festgehalten, sondern in einer Blockchain gespeichert. Das macht das Besitzerzertifikat besonders fälschungssicher – aber auch besonders stromfressend. Deshalb wurde der WWF kritisiert, den Klimawandel mit seiner Aktion zu befeuern – und damit eine Hauptursache für das Artensterben. Aber der WWF ist ein schlauer Fuchs und hat mitgedacht: Anstatt auf die gängige Blockchain für NFTs, nämlich Ethereum, zu setzen, werden die NFA über die Blockchain Polygon verkauft. Polygon ist wesentlich stromsparender, weil es auf eine andere Form der Validierung setzt als übliche Blockchains. (Für Kenner: Polygon arbeitet mit der sogenannten Proof-of-Stake Validierung.
Zukunft von NFT und NFA
Wenn jedes Kunstwerk unendlich oft kopiert werden kann und jede Kopie dem Original in nichts nachsteht – was ist das Original dann noch wert? Der Philosoph Walter Benjamin hat schon zu Zeiten der Fotografie vor der „technischen Reproduzierbarkeit“ als eine Entwertung der Kunst gewarnt. Mit der Digitalisierung hat sich dieses Problem drastisch verschärft.
Ob NFTs darauf eine Antwort bieten – oder aber aufgeblasene Spekulationsobjekte ohne wahren Gegenwert sind, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass der WWF mit dem Verkauf seiner NFAs eine dauerhafte Einnahmequelle für den Erhalt der Lebensräume von bedrohten Tierarten geschaffen hat.
Quellen
2021, 20. Oktober Krypto-Kunst für Artenschutz. WWF. Abgerufen am 07.11.2021 von https://www.wwf.de/aktiv-werden/nfa
NFA Non-Fungible Animals. WWF. Abgerufen am 07.11.2021 von https://www.wwf-nfa.com/
2021, 01. November. NFT kaufen: So investieren Sie in digitale Kunstwerke. Computer Bild. Abgerufen am 07.11.2021 von https://www.computerbild.de/artikel/cb-Tipps-Finanzen-NFT-kaufen-31002377.html
Mitchell Clark. 2021, 18. August. NFTs, explained. The Verge. Abgerufen am 07.11.2021 von https://www.theverge.com/22310188/nft-explainer-what-is-blockchain-crypto-art-faq
2021, 26. August. Die unheimliche Jagd auf Krypto-Sammelstücke. FAZ. Abgerufen am 07.11.2021 von https://www.faz.net/aktuell/finanzen/digital-bezahlen/non-fungible-tokens-baut-sich-eine-blase-auf-17502272.html
Ursula Scheer. 2021, 01. November. Echt jetzt? FAZ. Abgerufen am 07.11.2021 von https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/warhol-kopien-von-mschf-und-nft-kuenstler-beeples-human-one-17611403.html
2021, 20. Oktober. Non-Fungible Animals: WWF verkauft Krypto-Kunst für den Artenschutz. Heise. Abgerufen am 07.11.2021 von https://www.heise.de/news/Non-Fungible-Animals-WWF-verkauft-Krypto-Kunst-fuer-den-Artenschutz-6223290.html
Marlene Müller. 2021, 03. November. WWF will mit NFTs bedrohte Tiere retten. BTC Echo. Abgerufen am 07.11.2021 von https://www.btc-echo.de/news/wwf-will-mit-nfts-bedrohte-tiere-retten-128811/
Liebe Rote Karotte,
als ein treuer Leser weiß ich, wie hier der Hase läuft. Wie jede Woche ein spannendes Thema, nach dem sonst (noch) nirgends ein Hahn kräht. Auch dieses Mal wieder ein Blick aus der Vogelperspektive mit dem ganzen Rattenschwanz an Infos!
Zuerst dachte ich, du willst mir einen Bären aufbinden und das wäre eine Ente. Meine Meinung: Affig, dass Leute dafür ihre Kröten ausgeben. Das ist doch für die Katz, denn der Hund liegt ganz woanders begraben. Damit will ich aber nicht sagen, dass der WWF hier eine Mücke zum Elefanten mache – ganz im Gegenteil. Das Artensterben ist eine große Schweinerei, und der Kampf dagegen leider nur im Schneckentempo. Das wurmt auch mich. Es ist zum Mäuse melken, manchmal möchte man sich einfach nur einigeln.
Ach, was wollte ich eigentlich sagen … weiß der Geier. Ich mach die Fliege.
Es grüßt,
Ein junges Reh
PS: Ich liebe deine Wortwitze, ich muss immer gackern wie ein Huhn!
Liebes junges Reh,
vielen Dank für Deine tierisch lieben Worte! Es freut mich sehr, mit Dir eine*n so wortwitz-eloquent*en Leser*in zu haben – Hut ab!
Deine Rote Karotte